Zu dreckig für den Schrank, aber zu sauber für die Wäsche? In jedem Schlafzimmer steht ein Stuhl, auf dem sich die Klamotten stapeln. Komischerweise verstehen manche gar nicht, warum das nötig ist. Der Münchner Wohn-Psychologe und Paartherapeut Uwe Linke rät davon ab, bei Alltagsstreits Kompromisse zu suchen.
Für das Möbelhaus Ikea hat eine Agentur 2018 mit der Werbung „The Chair" Preise gewonnen. Auf den Bildern sind zwei Stühle zu sehen, einer ist ein Design-Klassiker, der andere ein Ikea-Imitat - Unterschiede erkennt man nicht, vor allem deshalb, weil beide mit sehr vielen Kleidern behängt sind. Egal also, so der Tenor, ob man einen Bauhaus-Klassiker für 640 Euro oder das Modell Tobias von Ikea für gerade mal 70 Euro kauft. Denn jeder kennt diesen einen Stuhl im Schlafzimmer, der kaum noch zu sehen und mehr Ablage als Sitzgelegenheit ist, der manchmal beinahe unter seiner Last zusammenzubrechen droht.
Was von Weitem wie Chaos aussieht – man verliert ja den objektiven Blick für die eigenen Einrichtungsgegenstände –, ist doch aus kaum einem Schlafzimmer wegzudenken. Der Klamottenstuhl ist entweder ein chaotischer Ort ohne System oder folgt einer dubiosen Ordnung, die meist keiner außer dem Besitzer nachvollziehen kann. Einer tiefen inneren Logik, etwa: über der Lehne T-Shirts und Pullover, an den Armlehnen Hosen oder Röcke, auf der Sitzfläche Gürtel. Etwas demütigend kann es sein, zieht man ein T-Shirt dort weiter unten heraus, scheinbar mit einer schnellen geschickten Bewegung, und alles rutscht auf einmal von der Lehne und fällt theatralisch zu Boden. Tja.
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