Nie war es in Liebesbeziehungen einfacher als heute, etwas vor dem Partner zu verbergen. Zwei Psychologen erklären, wann ein Geheimnis zur Gefahr für die Liebe wird und warum manche Geheimnisse das Liebesleben bereichern.
„Es gibt dunkle Geheimnisse, und es gibt glückliche Geheimnisse", schreibt der österreichische Autor Arno Geiger. Sein Geheimnis im aktuellen Roman ist ein gutes, ein skurriles, das ihn fröhlich macht. Er radelt nachts durch Wien und schaut im Müll anderer Leute, ob etwas Interessantes drin ist, etwas, das eine Geschichte erzählt. Anders ergeht es der Ich-Erzählerin bei Judith Herrmann im aktuellen Buch „Wir hätten uns alles gesagt". Als Kind lasten auf ihr das Schweigen der Familie und die Geheimnisse über das im Krieg Erlebte. „Es gab die schweigenden Gebetsmühlen, viel lauter, geradezu dröhnend. Kriegsjahre, Nachkriegsjahre, Fragen von Schuld und Reue, Abgrund, Schrecken." Das Geheimnis wird zum Trauma, lässt den Vater im Alkoholrausch wüten und wirkt zerstörerisch auf die ganze Familie.
Während in der Literatur alle Geheimnisse befruchtend sind, die guten wie die schlechten, werden mit ihnen schließlich die Maschen der großen Geschichten geknüpft, entfalten manche im Alltagsleben eine Zerstörungswucht, die außerhalb von Buchdeckeln unerwünscht ist. Der Seitensprung, das dunkle Familiengeheimnis, die Spielsucht – vieles, was Beziehungen und Familien belasten kann, kommt erst nicht ans Licht, wird verschwiegen und dadurch umso belastender für Beziehungen. Die Psychologin Anke Kaupp, die in Stuttgarter und Schorndorf therapiert, sagt: „Es gibt viele Themen, die in Partnerschaften nicht wirklich ausgesprochen werden und um die es regelmäßig Geheimnisse gibt.“ Aus Erfahrung weiß sie: „Das ist alles rund um die Ex- Partnerschaft, Dinge, auf die wir nicht stolz sind, sexuelle Fantasien oder Seitensprünge, das Gewicht und leider auch solche Themen wie Zukunftspläne.“
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