Pierre und Sawit haben vor zwei Jahren geheiratet – jetzt soll Sawit, der Thailänder ist, abgeschoben werden. Führt das Paar eine Scheinehe? Oder wird es benachteiligt?
Von Eva-Maria Manz
Sawit Teesen verteilt frisch geschnittene Mangospalten in süßem Reis auf Tellern. Das macht er ganz lässig, nebenbei erzählt er ein bisschen. Von seinen älteren Geschwistern und seinen Eltern habe er das Kochen gelernt, sagt er auf Englisch. Ein bisschen Kokosmilch noch. Sawit stammt aus Trang, einer Stadt im Süden Thailands.
Zu Hause ist er jetzt in der Dachgeschosswohnung von Pierre Gerisch in Lenningen-Schopfloch, einem Ort mit 700 Einwohnern auf der Schwäbischen Alb. Wenn man überhaupt von einem Zuhause sprechen kann bei jemandem, der hier in Deutschland im Moment nur geduldet ist – das klingt nämlich anders als: erwünscht. Draußen auf der Straße in Schopfloch bläst die Brise unwirtlich, die angrenzende Hochebene ist wohl schuld.
Nur in der Küche ist es ganz warm, und da kommt jetzt Pierre Gerisch um die Ecke und fragt, ob Sawit nicht mal schnell einen Kaffee machen könne. Klar. Schon dabei. Bei dem Paar scheint es eine feste Rollenverteilung zu geben. Er habe damals, ganz am Anfang, erzählt Pierre, zu Sawit gesagt: „Überleg dir gut, ob du hier herkommen willst, dein Land ist so schön, so entspannt.“ Deutschland findet Pierre „relativ stressig“.
In einer Zeit, in der Corona noch weit weg war, ist Pierre, der in Stuttgart bei der Flughafensicherheit arbeitet, gerne verreist. Am liebsten gleich mehrere Wochen, dahin, wo es schön heiß ist, auch wegen des Rheumas, das Pierre im Alter von 54 Jahren schon seit Längerem plagt. Thailand also. Im Urlaub in Bangkok hat Pierre Sawit kennen gelernt. Der war Gast im gleichen Hotel, hat ihn im Frühstücksraum angesprochen. Sawit sagte: „Du siehst aber nett aus.“
Als er das erzählt, kichert Sawit und hält sich kurz die Hand vor den Mund. Sawit ist sehr klein und dünn, er bewegt die Hand manchmal so elegant wie eine englische Adelsdame. Pierre, ein großer, kräftiger Typ mit breiten Schultern, sagt, das sei schon sehr viel gewesen, er glaubt, Thailänder seien im Allgemeinen sehr zurückhaltend. Und dann jedenfalls hat sich Pierre ein Paar Eier mit Speck vom Frühstücksbuffet geholt und zu Sawit gesagt: „Du, dann kann ich ja eigentlich auch mal zu dir sitzen.“
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