Was passiert beim Flirten? Ein kleiner Hirnschaden, sagen manche. Andere fürchten: Der Flirt passt nicht mehr in unsere Zeit. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Nagel erklärt, warum das Faszinierende am Flirt die Ungewissheit ist.
Von Eva-Maria Manz
Die Hand des Mannes nähert sich langsam der Hand der Frau. Sie zieht ihre Finger zurück. Doch dann, beim nächsten Mal, lässt sie sie liegen, ihre Finger verschränken sich, sie lehnt ihren Kopf gegen seine Schulter. Der Filmklassiker „In the mood for love" von Wong Kar-wai seziert 100 Minuten lang das süße Gefühl des Flirten s: kleine Momente, Blickkontakt, Zweideutigkeiten - die unerfüllte Liebesgeschichte zwischen Herrn Chow und Frau Chan, die immer im Ungefähren bleibt.
Der Reiz des Uneindeutigen kann groß sein. Dabei sind die körperlichen Auswirkungen des Flirtens nicht zu unterschätzen, sagen Experten. Die Symptome gleichen denen eines kleinen Hirnschadens. Das haben Forscher um den Neurowissenschaftler António Damásio vor einigen Jahren herausgefunden. Offenbar trifft diese Form der gegenseitigen Wahrnehmung den Menschen wie ein Schlag.
Das klingt durchaus furchteinflößend. Doch der Flirt gilt Forschern als natürlich, denn auch in der Tierwelt ist er üblich. Die Amsel, die kunstvoll auf dem Nachbarsdach trällert, scheint dem Artgenossen zu sagen: Hier bin ich, wenn du mich willst, dann komm mal her! Wissenschaftler des bayerischen Naturkundemuseums erklären in ihren preisgekrönten Podcasts amüsant, wie kunstvoll die Tänze der Tintenfische sind, eine richtige Performance, um einander zu beeindrucken.
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