Im Stuttgarter Osten treffen sich ein paar Frauen, um Abdrücke von ihrem Geschlechtsorgan zu machen. Warum?
Von Eva-Maria Manz
Hallöchen, seid ihr da für die Vulva-Abdrücke?“ Hanna Vayhinger streckt sich durch die halb geöffnete Holztür und schaut in eine Handvoll Frauengesichter auf dem Gehsteig. Vayhingers Haare sind hellblond, sie ist 30, etwa das Alter der Frauen, die sie jetzt hineinbittet in einen kleinen Raum im Erdgeschoss oberhalb des Stuttgarter Kernerplatzes.
Vulva-Abdrücke? Vulva ist ein Wort, das recht pompös daherkommt für das, was es beschreibt: das weibliche Geschlecht. Es klingt eher, als verberge sich dahinter eine geheimnisvolle aztekische Lady im Samtmantel. Fenja Münz-Zeise sagt problemlos Vulva und auch Vulvalippen, nicht Schamlippen. Denn was an dieser wunderbaren Sache sei bitte zum Schämen? Zusammen mit Hanna Vayhinger begrüßt Münz-Zeise die Besucherinnen im Feministischen Frauen*gesundheitszentrum (FF*GZ). In dem gemeinnützigen Verein zerren Frauen und Interessierte alles aus der Tabuzone, was ihnen so einfällt: Es geht um Endometriose, die Rolle des Mannes beim Sex oder die Wechseljahre. Heute wollen ein paar Frauen Gipsabdrücke von ihrer Vulva machen. Warum auch nicht?
Man könne sich den Abdruck dann zu Hause aufstellen, sagt Fenja Münz-Zeise, vielleicht sogar verschenken, schön anmalen und verzieren oder aus dem Negativ Plätzchenformen für Weihnachtsgebäck machen. Hanna Vayhinger erklärt: „In vielen Ländern ist es verboten, Vulven darzustellen, das ist unglaublich, wie das tabuisiert ist.“ Ganz oft hört man das Wort Awareness, also Bewusstsein.
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