Meerane/Glauchau. Bei der betagten Geisterfahrerin, die am Mittwoch einen tödlichen Unfall auf der A4 bei Meerane verursacht hat, hatte es schon früher Zweifel an ihrer Fahrtauglichkeit gegeben. 2020 und 2021 seien entsprechende Hinweise der Polizei bei der Fahrerlaubnisbehörde eingegangen, informierte das Landratsamt Zwickau am Freitag auf Anfrage.
Zu den konkreten Hintergründen wollte die Behörde mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte nichts sagen. Die Frau sei aufgefordert worden, einen "Statusbericht" des Hausarztes vorzulegen. "Das Ergebnis der Gesamtschau war: geeignet", erklärte eine Sprecherin. Darüber hatte zuvor " Tag24" berichtet.
Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) sieht trotz der jüngsten tragischen Unfälle von älteren Falschfahrern keine Notwendigkeit für verpflichtende Eignungstests. Für altersabhängige Fahrtauglichkeitsuntersuchungen seien zudem die verfassungsrechtlichen Hürden zu hoch, sagte Karawanskij am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
"Solche Tests sind auch immer nur eine Momentaufnahme und bieten nicht ein Mehr an Sicherheit." Außerdem habe es für altersabhängige Eignungsprüfungen in der Vergangenheit auch keinen Konsens in der Verkehrsministerkonferenz gegeben, sagte Karawanskij.
Bei dem schweren Unfall auf der A4 bei Meerane (Landkreis Zwickau) sind am Mittwochmorgen zwei Autofahrer gestorben. Eine 82-Jährige war als Geisterfahrerin unterwegs. Die Autobahn blieb in Richtung Dresden stundenlang gesperrt, erst gegen 14.30 Uhr rollte der Verkehr wieder.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin war die Rentnerin gegen 9.20 Uhr an der Anschlussstelle Glauchau-Ost mit ihrem Suzuki entgegengesetzt auf die Fahrbahn in Richtung Chemnitz aufgefahren und ist dann mehrere Kilometer in Richtung Thüringen unterwegs gewesen.
Etwa zehn Minuten später kollidierte sie dann in Höhe Meerane frontal mit einem Audi. Dessen 52-jähriger Fahrer aus Thüringen sowie die 82-Jährige seien bei der Kollision sofort gestorben, teilt die Polizeisprecherin mit. Rettungsmaßnahmen blieben demnach erfolglos. Weitere Menschen seien nicht in den Autos gewesen.
An die Unfallstelle wurden zunächst mehrere Rettungswagen, Feuerwehren sowie ein Rettungshubschrauber alarmiert. Die Leichen mussten von Feuerwehrleuten mit schwerem Gerät aus den Wracks geholt werden. Die genaue Identität des verunglückten Mannes war laut Polizei vorerst unklar.
Wie auf Fotos zu sehen ist, entstand an beiden Autos erheblicher Schaden. Der Suzuki der Geisterfahrerin wurde massiv zusammengedrückt. Der Audi A3 kam nach dem Unfall von der Fahrbahn ab, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen.
Die Polizeisprecherin spricht von einem verheerenden Bild an der Unfallstelle. Beide Fahrzeuge müssen im Laufe des Tages abgeschleppt werden. Die Polizeidirektion Zwickau ermittelt nun zu den Hintergründen des tragischen Unfalls und nahm vor Ort erste Spuren auf. Dazu waren Experten vor Ort. Zum Tempo der beiden Fahrzeuge konnte die Polizei noch keine Angabe machen. Mutmaßlich seien sie aber mit sehr hoher Geschwindigkeit auf der dreispurigen Strecke unterwegs gewesen, hieß es.
Gegen Mittag konnten die bereits im Stau stehenden Autofahrer ihre Fahrzeuge unter Polizeiaufsicht wenden und zur Abfahrt Schmölln zurückfahren. Die Bergung der Unfallfahrzeuge und die Reinigung der Fahrbahn dauerte bis zum Nachmittag.
Erst wenige Tage vor Weihnachten hatte es auf der A38 in Nordthüringen eine ähnliche Tragödie gegeben. Ein 80-Jähriger war laut Polizei mit seinem Pkw auf der nach Leipzig führenden Fahrbahn gefahren - allerdings in Richtung Göttingen. Er soll von einem Parkplatz in falscher Richtung auf die Autobahn gefahren sein. Nach drei Kilometern kam es zum Zusammenstoß mit einem anderen Wagen, in dem ein Mann und eine Frau saßen. Beide starben ebenso wie der 80-Jährige. (mit dpa)
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