Eric Hegmann

Chefredakteur, Paarberater, Hamburg

1 Abo und 3 Abonnenten
Artikel

4 Gründe, warum es bisher mit Ihren Beziehungen nicht geklappt hat

Es kann immer besser werden, oder?

Wenn eine Beziehung scheitert, ist das schmerzhaft. Zu Beginn war Sympathie, Verliebtheit, Anziehung - aber irgendwann sind all diese schönen Gefühle Gleichgültigkeit, Stress, Kampf bis zu Abneigung und Wut gewichen. Warum?

Ein Liebesaus birgt immer auch die Chance auf einen glücklicheren Neubeginn. Damit der klappen kann, müssen der Trennungsschmerz und der Verlust aufgearbeitet werden. Nicht mit Schuldzuweisungen, aber vielleicht mit der Einsicht, dass wohl doch immer Zwei dazugehörten - um zu wissen, worauf man beim nächsten Mal stärker achten sollte, wofür man sich mehr engagieren müsste und was man selbst anders machen könnte.


1. Sie dachten, alle anderen wären glücklicher

Endlose Sonntage im Park mit Picknick, Ausflüge bei strahlendem Wetter - nur bei Ihnen regnete es. Sie hockten zuhause, eigentlich sollte jemand das Bad putzen, aber darauf hatten Sie echt keine Lust. Denn auf Facebook und Pinterest sahen Sie, wie schön es die anderen hatten: Selfies am See, Selfies im Zoo, Selfies vom Pärchenglück. Kein Wunder, dass Sie Ihren Partner irgendwann am liebsten ins schmutzige Bad einschließen und den Schlüssel wegwerfen wollten.

Was Sie nicht bedachten:

Wir machen Bilder von den schönen Erinnerungen. Von den schlechten nicht. Vor allem zeigen wir die nicht, denn niemand will bedürftig wirken. Wenn es nicht Mitternacht ist und wir nach einer Flasche Rotwein unseren Schmerz in die Welt posten, zeigen wir uns in Sozialen Netzen von unserer besten Seite. Oder haben Sie schon einmal ein Bild vom Krach um die Haushaltsteilung hochgeladen?

Was Sie beim nächsten Mal anders machen könnten:

Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Paaren. Jede Beziehung ist einzigartig, denn sie besteht aus der Verbindung zweier einzigartiger Menschen. Sie allein definieren miteinander, was es fürs gemeinsame Glück braucht. Und wer sagt denn, dass das ach-so-super-Picknick nicht im banalen Streit über einen vergessenen Flaschenöffner endete?


2. Sie denken, dass alle Beziehungen sowieso eines Tages enden

Nichts ist für die Ewigkeit. Warum also anstrengen? Hat doch keinen Sinn und am Ende war alles vergebliche Liebesmühe. Die Leidenschaft weicht der Harmonie. Alles hat seine Zeit und jede Beziehung ihren Zenit. Ist der überschritten, beginnt man eben von Neuem. So ist das Leben eben. Pessimismus, Realismus - das Ergebnis ist das Gleiche.

Was Sie nicht bedenken:

Das Leben ist viel zu kurz, um nicht das Beste daraus zu machen. Ja, nichts ist beständig, auch ein glückliches Paar kann unglücklich werden. Aber das ist kein Schicksal. Das liegt vor allem in Ihren Händen. Sobald Sie aufhören, sich für Ihren Partner einzusetzen und ihn zu unterstützen, wird er über kurz oder lang seine Anstrengungen ebenfalls einstellen. Dann und erst dann ist Ihre Beziehung am Ende: wenn Sie beide nicht mehr daran glauben, dass Ihr Partner die Mühe wert ist.

Was Sie beim nächsten Mal anders machen könnten:

Sie hören mit dem Sprint auf und bereiten sich auf den Marathon vor. Sie wissen schon, diese Ausdauersportart, die Sie nicht als Erster meistern werden, aber in der der Weg das Ziel ist. Beim Marathon tragen die Hormone die Läufer, in einer Partnerschaft ebenso. Was Athleten vom Aufgeben abhält ist die Zuversicht, dass sie es schaffen werden. Es gibt keinen Grund, warum Sie diesen Optimismus nicht ebenfalls entwickeln können. Sie werden bereits auf dem Weg viel Gutes erleben werden und Ihre Anstrengungen werden sich lohnen.


3. Sie denken, dass irgendwann sowieso einer den anderen betrügen wird

Sie lesen es überall: Trennungsgrund Nummer eins ist Fremdgehen. Nicht der einmalige Seitensprung, der wird eher als fahrlässig verziehen, sondern die Affäre, die über Wochen, Monate oder länger dauert. Da geht es um Betrug, um komplexe Lügengeschichten und um Vorsatz. Um die Priorisierung des Partners, die Ihren Schmerz als weniger wichtig als seine Befriedigung einordnet.

Was Sie nicht bedenken:

Fremdgehen ist gar nicht der Trennungs-Grund Nummer Eins, Fremdgehen ist nur ein Symptom eines Beziehungsproblems. Fragen Sie einen Scheidungsanwalt, dann trennen sich Paare, weil sie sich nicht mehr wertgeschätzt fühlen, weil sie sich nicht mehr zuhören und weil sie aneinander vorbei leben. Eine Affäre passiert nicht einfach so. Dabei geht es um nicht erfüllte Bedürfnisse und nicht alle davon sind aus dem Schlafzimmer. Wer eine Affäre hat, sucht meistens anderswo Anerkennung, weil er sie zuhause nicht erhält.

Was Sie beim nächsten Mal anders machen könnten:

Verlieren Sie niemals das Interesse an Ihrem Partner. An seinen Wünschen, an seinen Hoffnungen und an seinen Zielen. Wenn Sie wissen, was Ihren Partner bewegt, was ihn antreibt und wovor er sich fürchtet, können Sie ihn in allen Lebenslagen unterstützen. Lob und Anerkennung, eine unverzichtbare Sprache der Liebe, ermutigt Ihren Partner, über sich selbst hinaus zu wachsen. Dieses Selbstbewusstsein wird verhindern, dass er irgendetwas brauchen könnte, was er bei Ihnen nicht findet. Denn schließlich sind Sie seine erste Priorität.


4. Sie denken, es könnte immer noch etwas Besseres kommen

Es ist schwer sich zu entscheiden. Machen wir uns nichts vor: da draußen gibt es noch viele andere schöne Söhne und Töchter. Und sicher sind welche dabei, die nicht mit ihren Kumpels verheiratet sind. Die nicht das Haushaltsgeld in Fummel tauschen. Die kochen können, die sich nicht gehen lassen, die nette Eltern haben, die Trinkgeld geben, die ..., die... und die ... . Fügen Sie selbst ein, was Sie am meisten nervt.

Was Sie nicht bedenken:

Mit einem neuen Partner tauschen Sie nur dessen Fehler. Vielleicht, nein ganz sicher, ist Ihr nächster Partner auch nicht perfekt. Aber das ist niemand. Nicht einmal George Clooney. Oder Scarlet Johansson. Die sehen alle nur so aus. Weil sie ihre schlechten Angewohnheiten zuhause lassen und (in der Regel) im Verborgenen ausleben. Genau wie Sie und Ihr Partner.

Was Sie beim nächsten Mal anders machen könnten:

Finden Sie sich ab mit den Dingen, die Sie nicht ändern können und stecken Sie Ihre so gewonnene Energie in die Dinge, die sich verbessern lassen. Um sich zu verlieben, müssen Sie sich sympathisch sein, Sie müssen ähnliche Ziele im Leben erreichen wollen - Status, Karriere, Körpergröße, Musikgeschmack braucht es dazu nicht. In der Zukunft verhandeln Sie lieber mit Ihrem neuen Partner besser und suchen Sie die Kompromisse, die Sie als fair empfinden. Und lassen Sie George und Scarlet mit ihren eigenen Problemen kämpfen.


Zum Original