Eric Hegmann

Chefredakteur, Paarberater, Hamburg

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Facebook-Trennung: Wird Herzschmerz weniger, wenn man öffentlich teilt?

änger Adel Tawil (36) hat ein neues Glück gefunden und seine Ex Jasmin (32) kann das einfach nicht mit ansehen.

Aus den Augen - aus dem Sinn war nie so schwer wie heute. Denn die sozialen Netzwerke sorgen dafür, dass man stets auf dem Laufenden bleibt, was so im Leben eines Ex-Partners passiert. Ob man will oder nicht. Das macht eine Trennung natürlich nicht leichter, weiß auch Paarberater und Buchautor Eric Hegmann aus Hamburg. Warum posten manche Menschen Heul-Bilder nach der Trennung?

Eric Hegmann: „Die Message ist bei einem solchen Verhalten klar: Eine hilfsbedürftige Frau appelliert an den männlichen Beschützer. Umgekehrt funktioniert das übrigens gar nicht. Doch auch im Rahmen einer Trennung ist fraglich, ob das Hilfegesuch an die richtige Adresse gerichtet ist. Besser und anziehender wirken Optimismus und Selbstbewusstsein. Trennung kann psychisch und physisch schmerzhaft sein, dennoch ist Mitleid keine Basis für ein liebes-Comeback, so sehnlich man sich das auch wünschen mag "

Inwiefern hat das Posten einen tröstenden oder erleichterten Effekt?

Eric Hegmann: „Das lässt sich vielleicht vergleichen mit der Wirkung einer Zigarette. Raucher beschwören, Nikotin würde sie entspannen - obwohl der genau gegenteilige Effekt längst erwiesen ist. Solche Bilder sind etwa so befreiend wie der Anruf um Mitternacht nach einer Flasche Wein: Es fühlt sich kurzzeitig gut an, weil der Schmerz kurzzeitig brechen konnte, doch darauf folgt schlechtes Gewissen und womöglich Hohn und Spott von Außenstehenden. Anziehend und attraktiv wirkt dadurch niemand."

Umfrage zum Thema

Wie beeinflussen die sozialen Netzwerke und der freie Zugang zu Informationen über den/die Ex-Partner/in die Verarbeitung einer Trennung?

►Es ist super, denn so kann man auch nach Jahren noch informiert bleiben, wie es dem/der Ex heute geht - schließlich hatte man sich ja mal gern und ich möchte wissen, wie es ihm / ihr geht (Gesamt 30%, Männer 30%, Frauen 31%)

►Die aktuellen Informationen und der Kontakt zum/zur Ex erschweren es, loszulassen und über die Trennung hinweg zu kommen (Gesamt 29%, Männer 26%, Frauen 32%)

►Die sozialen Netzwerke beeinflussen die Verarbeitung einer Trennung meiner Meinung nach gar nicht (Gesamt 20%, Männer 21%, Frauen 20%)

►Es nervt, denn ich habe das Gefühl, mein(e) Ex stalkt mich regelrecht über die Netzwerke (Gesamt 14%, Männer 14%, Frauen 14%)

►Klasse. Dank Facebook & Co. konnte ich schon mal eine Liebesbeziehung wieder aufleben lassen (Gesamt 13%, Männer 13%, Frauen 12%)

►Es ist klasse, weil ich meine(n) Ex dank Facebook & Co. eifersüchtig machen kann, z.B. durch sexy Fotos von mir, interessante Status-Meldungen oder Bilder mit attraktiv(er)en Dates (Gesamt 12%, Männer 12%, Frauen 12%)

Die Umfrage führte Parship unter 914 Befragten durch

Warum erschweren soziale Netzwerke die (emotionale) Trennung vom Partner?

Eric Hegmann: „Bis zu sechs Monate länger als die statistische Trennungsphase* dauert die Verarbeitung einer Beziehung, wenn sie in sozialen Netzwerken - beispielsweise durch häufiges Beschäftigen mit der Timeline des Expartners - fortgeführt wird. Genau wie nach einer Trennung Urlaubsbilder und schöne Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aus dem Blickfeld verschwinden sollten, sollte ganz besonders die Beschäftigung mit dem neuen Alltag des Ex-Partners unterbleiben! Sonst zieht sich die Trennung und damit die Zeit, bis man wieder offen ist für eine neue Beziehung, länger als nötig hin."

*Eine Trennungsphase dauert im Durchschnitt 19 Monate Was sind die Tabus eines Verlassenen im Umgang mit sozialen Netzwerken?

► Alles was Mitleid erregen kann und sowieso alles, was Mitleid erregen soll.

► Öffentlich ausgetragene Schuldzuweisungen!

► Beschimpfungen und Verleumdungen - auch juristisch relevant!

► Stalking, also das Verfolgen von Ereignissen und Freundschaften in der Timeline des Ex-Partners.

Wie verhält man sich souverän im Umgang mit sozialen Netzwerken als Verlassener?

► Zurückhaltung in der öffentlichen Beantwortung von Fragen zum geänderten Beziehungsstatus. Besser: „Solche Fragen beantworte ich lieber im persönlichen Gespräch".

► Vorsicht beim Formulieren von Kritik. Die führt immer zu Verteidigung und rasch zu einer öffentlich geführten Debatte.

► Humor ist gut - aber später! Verzichten Sie auf Memes, Kalenderweisheiten oder vermeintlich witzige Cartoons, die falsch verstanden werden können. Nicht nur vom Ex-Partner auch von dessen Freunden, die ihn womöglich dann verteidigen wollten.

Offensichtlich zur Schau gestellte Selbstbewusstseins-Foto beim Sport, am Strand oder umgeben von neuen Verehrern: Der Zweck ist offensichtlich und wirkt zwar nicht ganz aber doch fast so unangenehm wie die Mitleid-Tour.

Umfrage zum Thema

Wie haben Sie sich bzw. würden Sie sich im Fall einer Trennung in sozialen Netzwerken verhalten und was erwarten Sie auch von Ihrem/Ihrer Ex?

►Beziehungsstatus in Profilen ändern (Gesamt 61%, Männer 61%, Frauen 62%)

►Passwörter zu Accounts/Profilen löschen (Gesamt 47%, Männer 43%, Frauen 50%)

►Gemeinsame Fotos aus den Profilen/Accounts löschen (Gesamt 37%, Männer 34%, Frauen 41%)

►Wenn der Kontakt zum Ex bestehen bleibt: Nutzungsmöglichkeiten einschränken (Gesamt 23%, Männer 21%, Frauen 25%)

►Keine Aktionen des anderen kommentieren (Gesamt 21%, Männer 21%, Frauen 22%)

►Kontakt/Freundschaft zum/zur Ex in sozialen Netzwerken beenden

(Gesamt 21%, Männer 20%, Frauen 23%)

►Gemeinsame Unterhaltungen mit dem/der Ex aus Profilen bzw. Pinnwänden löschen (Gesamt 21%, Männer 19%, Frauen 23%)

►Keine Bilder über eine neue Liebschaft veröffentlichen (Gesamt 19%, Männer 20%, Frauen 18%)

Die Umfrage führte Parship unter knapp 914 Befragten durch

►Kontakt/Freundschaft zu Freunden bzw. Familie des / der Ex in sozialen Netzwerken beenden (Gesamt 12%, Männer 13%, Frauen 10%)

►Sonstiges (Gesamt 7%, Männer 6%, Frauen 8%)

Am besten eine Pause einlegen und offline gehen. Menschen im persönlichen Kontakt erleben und möglichst gar nicht oder zumindest sehr selten soziale Netzwerke für persönliche Dinge nutzen. Kaum jemand ärgert sich im Nachhinein noch lange über einen Kommentar, den man nicht abgegeben hat - aber oft und lange über die, man abgegeben hat. Wie lange sollte man offline gehen im Umgang mit der Trennung?

Eric Hegmann: „So, wie es sich individuell richtig anfühlt. Wer den Anfang der Beziehung minutiös in Bildern festhielt und präsentierte, wird sich sowieso nicht an den Rat halten, sich bei der Trennung nun zurückzuhalten. Nach einer Studie befolgen die meisten Deutschen diesen Rat allerdings und trennen sich souverän. Das bedeutet: Zunächst den Beziehungsstatus ändern, gemeinsame Fotos löschen oder verbergen und die Zugriffsrechte des Ex-Partners stark einschränken, sodass dieser die Bilder einer neuen Liebe erst gar nicht sehen kann."

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