Ringe, Fotoalben, Lieblingsshirts - wenn eine Beziehung beendet ist, dann bleiben immer auch Dinge zurück, die an den Partner erinnern. Sollte man die aufheben oder weggeben?
In Zagreb gibt es ein Museum, in dem nur solche Erinnerungsstücke ausgestellt sind. Es heißt: „Das Museum der zerbrochenen Beziehungen". Dort sind Dinge ausgestellt, die zurückbleiben, wenn eine Liebe zu Ende geht.
Eric Hegmann: „Das ist vor allem davon abhängig, welcher Art meine Erinnerungen an die Beziehung sind und in welcher Phase der Trennung ich mich befinde. Ist der Liebeskummer sehr stark, dann gehören Erinnerungsstücke verpackt und aus Reichweite und dem Blick.
Denn jede Erinnerung sorgt dafür, dass die Entzugserscheinungen der Liebe zurückkommen. Wer mit dem Rauchen oder dem Trinken aufhören will, der setzt sich dazu nicht in einen verqualmten Weinkeller. Erinnerungsstücke können die Trennungsphase um Monate und Jahre in die Länge ziehen.
Aber natürlich gibt es auch Beziehungen, an die man sich gern erinnert. Weshalb sollte man sich von den Gegenständen trennen - wenn sich nicht der neue Partner von ihnen stark bedroht fühlt?"
Hegmann: „Es sind Gedankenstützen. Momente, mit denen wir Emotionen verbinden, die uns glücklich und fröhlich gemacht und vereint haben und durch die wir uns geborgen gefühlt haben. Es werden Gehirnregionen angesprochen und stimuliert, die dafür sorgen, dass wir zurückliegende Situationen erneut spüren und wahrnehmen können.
Erinnerungsstücke können deshalb unbeschreiblich wertvoll sein. Vielleicht haben wir nach 30 Jahren schon ganz viel von einer geliebten Person vergessen. Doch wenn wir uns mit einer solchen Gedankenstütze an sie erinnern, dann ist sie plötzlich wieder bei uns, wenn auch nur für einen Moment.
Hegmann: „Kurz nach einer Trennung wünschen sich die meisten Menschen zunächst, dass alles doch wieder so wird wie zu Beginn der Verliebtheitsphase. Da wird geträumt, gehofft und vielleicht auch geschönt. Erinnerungsstücke helfen dabei, denn grundsätzlich hebt man nun einmal eher Dinge auf, mit denen man Schönes verbindet als Schmerzhaftes.
Mit der Zeit werden diese Gegenstände jedoch oft vor allem schmerzhaft wahrgenommen, weil sie an den Verlust erinnern. Zur Phase der Neuorientierung nach einer Trennung gehört es loszulassen. Wer also Erinnerungsstücke aufheben will, möchte die Gedanken an eine Person und Situationen mit ihr nicht vergessen. Das kann ebenso heilsam wie verletzend sein."
Hegmann: „Eine ganze Menge - wenn am Ende der Verarbeitung der Beziehung nämlich zurückbleibt, dass bei allen Widrigkeiten, die zur Trennung geführt haben, die schönen Momente doch überwogen haben. Aber wer beispielsweise schlimm betrogen und verletzt wurde, der räumt Erinnerungsstücke am besten mindestens zeitweise weit weg - oder entsorgt sie zum Selbstschutz gleich ganz."
Hegmann: „Das ist nicht einfach zu beantworten. Es ist verständlich, wenn sich der neue Partner durch einen Schrein von Erinnerungsstücken bedroht oder zumindest wenig respektiert und wertgeschätzt fühlt.
Andererseits ist Verlustangst etwas, um das sich derjenige kümmern muss, der Verlustangst verspürt. Und was sind schon ein paar Bilder und Möbel gegen gemeinsame Kinder, die der lebende Beweis sind, dass das Paar einmal in Liebe vereint war?
Zum Erwachsenwerden gehört auch dazu zu akzeptieren, dass der neue Partner ein Leben vorher hatte. Diese Erfahrungen haben ihn zu der Person gemacht, die man nun lieben kann. Es ist ein Zeichen vom eigenem verletzten Selbstwert, die Vergangenheit des neuen Partners nicht anerkennen zu können."
Hegmann: „In fairen Tauschgeschäften. Das heißt, es geht nicht darum, dem Partner etwas heimzuzahlen oder ihn bestrafen zu wollen, sondern um eine Abschlussbilanz auf Augenhöhe. Das ist nach einer schmerzhaften Trennung nicht leicht und ich empfehle hierfür Mediation oder andere externe Unterstützung, wenn ein Paar sich nicht einigen kann.
Ich rate auch, sich immer wieder zu fragen: Will ich tatsächlich alle Erinnerungen, die ich mit diesem Gegenstand verbinde, immer wieder durchleben? Verspüre ich dadurch Freude oder Schmerz? Was mich verletzt, das würde ich nicht behalten."
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