Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der in einer Partnerschaft lebenden Männer sind davon überzeugt, dass ihre Partnerin und ihre Mutter sehr unterschiedlich sind bzw. keine Gemeinsamkeiten haben. Nicht einmal jeder Zehnte (9 Prozent) sieht Ähnlichkeiten zwischen den beiden, wie eine aktuelle Umfrage von Parship ergab.
Doch Paarberater Eric Hegmann sagt, dass die Realität ein wenig anders aussehe. Viele ließen sich bei der Partnerwahl (unbewusst) sehr wohl von den Eltern beeinflussen - und das sei ein gutes Zeichen, meint der Experte. „Denn das passiert vor allem dann, wenn wir als Kinder eine positive Bindung zum gegengeschlechtlichen Elternteil aufgebaut haben. Wir suchen nach positiven Verhaltensweisen und Charakterzügen", sagt Buchautor Hegmann
„Wir suchen überwiegend vertraute Dinge in einem Partner, dann fühlen wir uns akzeptiert und wohl. Fremdheit übt auf die meisten Menschen bei der Partnersuche nur eine geringe Faszination aus. Ausnahme ist allerdings die Suche nach Sex! Da sind Unterschiede sehr anziehend. Dafür sorgt schon unser Fortpflanzungstrieb, denn evolutionär sind möglichst unterschiedliche Verbindungen am erfolgreichsten", sagt Eric Hegmann.
Was Frauen suchen: Frauen suchen sich beispielsweise Ehemänner, die ihren Vätern ähneln - das gilt auch und vor allem für die Optik. Dieses Klischee hat jüngst wieder eine Studie bestätigt. Je intensiver und positiver dabei das Verhältnis von Vater zu Tochter in deren Kindheit gewesen war, desto stärker ausgeprägt war die Ähnlichkeit mit dem späteren Ehemann. Das berichten Glenn Weisfeld von der Wayne-State-Universität in Detroit und seine Kollegen in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society - Biological Sciences".
Was Männer suchen: Männer wiederum lassen sich von der Bildung der Mutter leiten. Fast 80 Prozent der Männer mit Hochschulabschluss, deren Mütter einen College-Abschluss hatten, heiraten auch eine Frau mit College-Abschluss. Von den Männern mit Hochschulabschluss, deren Mütter einen Universitätsabschluss hatten, haben sich 67 Prozent eine Partnerin mit Uni-Abschluss gesucht.
Hintergrund: Christine Whelan und Christie Boxer von der University of Iowa haben die Daten von über 3700 Amerikanern ausgewertet. Die Mütter leben danach den Bildungsstatus vor, nach dem die Söhne sich ihre Partnerinnen aussuchen. Das hat starken Einfluss auf das zu erwartende Familieneinkommen. Andererseits wählen Männer selten eine Frau, deren Bildungsgrad den der Mutter übersteigt.
„Sicher hat er dann den Wunsch, vom Partner die Zuneigung zu erfahren, die er vom Elternteil als Kind erhielt. Das Problem dabei ist, dass der Partner nicht dazu da ist, um eine Elternrolle zu übernehmen. Hier kann die Erwartungshaltung durchaus zu Beziehungsproblemen führen, denn weder wollen Männer von ihrer Partnerin bemuttert werden noch Frauen in einer Beziehung väterlichen Rat und Dominanz - statistisch gesehen. Es gibt aber Verbindungen, in denen genau das gewünscht wird und wenn das Paar damit glücklich ist, steht niemandem eine Wertung zu", sagt Hegmann.
„Das können sehr erfolgreiche Partnerschaften sein, wenn die elterliche Verbindung als Rollenvorbild funktioniert. Viele Menschen übernehmen beispielsweise die Streitkultur der Eltern für die eigene Beziehung. Wenn diese erfolgreich war: Bingo! Letztlich kann jede Paar-Kombination erfolgreich sein, das ist einzig davon abhängig, ob das Paar das Beste aus seinen Vorzügen und Schwächen zu kombinieren weiß."
„Ich persönlich bin überzeugt, dass unsere heutigen Ansprüche an den Partner, der immer und für alles perfekt sein soll, überzogen sind und viele Partnersuchende sich damit selbst im Weg stehen. Deshalb empfehle ich Singles häufig, weniger nach immer neuen Kandidaten zu suchen und stattdessen es länger mit einem zu probieren. Eine Beziehung ist nicht vorhersehbar, deshalb ist eines der wichtigsten Erfolgskriterien, wie ein Paar mit neuen Herausforderungen umgeht. Das lässt sich aber nicht in Kurz- und Halbbeziehungen von wenigen Monaten erleben", sagt Hegmann.
Hegmann: „Das Wichtigste ist hierbei die Erkenntnis: WIR suchen unsere Partner! Es gibt kein Schicksal, das mich immer an die Falsche geraten lässt. Oft begründen Singles solche Muster mit ihrem Beuteschema. Die gute Nachricht: Ein Beuteschema lässt sich aufbrechen. In der Regel genügen dazu ein paar positive neue und unerwartete Erfahrungen - und schon erweitert sich das Spektrum und die Zahl potentieller Partner. Wer einem Beuteschema anhängt, schließt meist einfach neue Erfahrungen aus."
„Es gibt nicht DIE eine Strategie, die für alle Singles gilt, dazu ist Partnersuche zu individuell. Aber nach wie vor ist der Freundeskreis der erfolgreichste Kuppler. Wir fühlen uns mit Freunden von Freunden vertraut und auf einer Wellenlänge", sagt Hegmann.
Der Arbeitsplatz ist übrigens auch - nach wie vor - ein erfolgreiches Jagdrevier. Hier lernen wir Menschen in unterschiedlichen Situationen über einen längeren Zeitraum kennen und bauen Vertrauen und Zuneigung auf.
Die dritte Strategie ist Online-Dating. Hier können Singles zeitlich und räumlich unabhängig Kontakte mit Menschen knüpfen, denen sie sonst niemals begegnet wären. „Jeder Single sollte diese drei Strategien zumindest testen und sich nicht auf eine allein verlassen - vor allem wenn diese lange erfolglos war. Es gibt nämlich keinen Grund, weshalb sie plötzlich erfolgreich werden würde", weiß der Paarexperte.
Merke: Muster lassen sich nur durch neue Strategien verändern. Zum Original