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Ein Staatsverbrechen: Das Verschwinden der mexikanischen Studenten

Ein Staatsverbrechen: Das Verschwinden der mexikanischen Studenten

Sie wurden von lokalen korrupten Polizist*innen festgenommen, Mitgliedern der Mafiabande „Guerreros Unidos“ übergeben und dann auf einer Müllhalde verbrannt. Dieses Bild zeichnete der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam vom Verlauf eines Verbrechens, das als eines der schwersten der neueren Geschichte Mexikos gilt: das Verschwindenlassen von 43 Studenten in der Stadt Iguala im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero.

Bereits vier Monate nach dem Überfall auf die jungen Männer ließ Mexikos oberster Strafverfolger keinen Zweifel an dieser Darstellung vom Ablauf der Nacht des 26. auf den 27. September 2014. Das sei die „historische Wahrheit“, erklärte der Jurist. Er betrachtete damit den Fall als gelöst und wollte die Ermittlungen beenden. Zahlreiche vermeintliche Täter*innen, Kriminelle und örtliche Polizist*innen, saßen bereits hinter Gittern.

Knapp acht Jahre später kam nun eine Wahrheitskommission zu dem Schluss: „Die Kreation der ´historischen Wahrheit´ war eine konzertierte Aktion des Machtapparats auf höchster Regierungsebene, um zu verschleiern, was tatsächlich passiert ist.“ So steht es in einem Bericht der Kommission, der Mitte August vorgestellt wurde.

Manipulierter Tatort, gefolterte Zeugen

Das Verbrechen sollte bewusst auf ein lokales Problem reduziert werden. Um das zu erreichen, seien unter Beteiligung Murillo Karams der Tatort manipuliert und die Verbindungen der Behörden zu kriminellen Gruppen sowie die Beteiligung von Beamt*innen, Sicherheitskräften und Strafverfolger*innen verschwiegen worden, erklärte Kommissionsleiter Alejandro Encinas und sprach von einem „Staatsverbrechen“. Einen Tag nach der Präsentation des Berichts wurde Murillo Karam festgenommen, am 24. August erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihren ehemaligen Kollegen. Die Vorwürfe: Folter, Verschwindenlassen, Behinderung der Justiz.

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