1 subscription and 3 subscribers
Article

Werdet erwachsen, Ihr „digital natives"!

Eine Brandrede vonVera Gasber

Wir alle wollen Datenschützer sein - natürlich! Wir sind skeptisch bei Kundenkarten, für die wir unsere Adresse angeben müssen. Haben natürlich fake-E-Mail-Adressen, um Probeabos abschließen zu können. Genauso lesen wir immer, also wirklich immer, die AGBs der Internetseiten. Die neuen Nutzungsbedingungen von Apple studieren wir mit Textmarker und Gesetzesbuch, damit wir genau verstehen, welche Daten jetzt genau von uns abgefischt werden. Natürlich #not!

Wahr ist viel mehr

Facebook speichert nicht nur deine Daten, es werden auch alle Rechte übertragen. Falls eine Social-Media-Plattform deine Bilder verkauft, kann es passieren, dass dein Gesicht irgendwann für eine Hämorrhoiden-Creme wirbt. Oder für eine Pornoseite. Natürlich kennen wir Alternativen zum grünen Klassiker WhatsApp. Threema zum Beispiel. Nach Snowden wurde es kurz hip, diese App aus der Schweiz zu nutzen. Aber irgendwie war es einfach nicht so chic wie das Original. Sperrig und kantig im Design. Die europäische Antwort auf Google ist ixquick. Die Suchmaschine speichert weder deine IP-Adresse, noch deine Suchanfrage. Wenn du also nicht willst, dass irgendwann deine Krankenkasse rausfindet, dass du mal „Diabetes" gesucht und die dazugehörigen Medikamente bestellt hast: Benutze diese Alternative.

Aber ehrlich: Wir sind wohl alle zu bequem, zu faul, um auch nur ein Quäntchen an unseren Gewohnheiten zu ändern. Wir sind selbst schuld, wenn unsere Daten gesammelt, gespeichert und verkauft werden und wir im Anschluss daran Werbung bekommen, die auf uns abgestimmt ist - wir aber überhaupt nicht wollen.

Ad-Blocker? Der sorgt eigentlich nur dafür, dass sich gute Medien nicht halten können. Geld ausgeben für Qualitätsjournalismus? Ich? Gibt's doch eh gratis im Internet. Irgendwo. Sonst teilen es Freunde in meiner Timeline. Bei Facebook.

Wir sind selbst schuld, wenn wir irgendwann keine Krankenversicherung mehr bekommen; wenn wir irgendwann gekündigt werden, weil unser Chef auf Facebook sieht, dass wir im Urlaub sind statt im Krankenbett; wenn wir irgendwann pleite sind, weil unser Konto gehackt wurde, weil wir unsere Daten im öffentlichen WLAN per WhatsApp verschickt haben. Wenn wir irgendwann unser Gesicht von Litfaßsäulen lächeln sehen, zusammen mit dem Logo eines großen Konzerns, der so gar nicht unsere Identität wiederspiegelt.

Wir sollen „digital natives" sein? Dann müssen wir endlich anfangen, erwachsen und kompetent mit unseren Daten umzugehen. Die Macht ist mit uns!
Original