Das Spiel ist noch nicht ganz drei Minuten alt, da sitzt Rainer Koch eingenebelt auf der Haupttribüne des Magdeburger Stadions. "Tolle Fußballatmosphäre. Genau das, was wir wollen", hat er gerade noch gesagt und durchs weite Rund geschaut. Jetzt nimmt der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Brille ab und reibt sich mit beiden Händen die Augen. Er atmet schwer.
Links die Heimfans, rechts die Rostocker, knapp 21.000, ein aufregendes Ostderby in der dritten Liga. Dann explodiert im Rauch ein Böller, es gibt einen ohrenbetäubenden Knall. Der Magdeburger Fanblock ist eine feuerrote Wand, erzeugt durch 50 Bengalos. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel, er hat keine andere Wahl: Man sieht nichts mehr.
Nach einigen Minuten ist der Rauch verzogen, es geht weiter, Koch hat seine Brille wieder aufgesetzt; über die tolle Stimmung möchte er nun nichts mehr sagen. Der 58-Jährige, im Hauptberuf Strafrichter, redet jetzt über Gesetze, die Polizei, die Gefahr von Pyrotechnik. Er sagt: "Das hier entspricht natürlich nicht den Regularien." Man dürfe nicht zulassen, dass Stadien zu rechtsfreien Räumen werden.
Koch ist eigentlich gekommen, um die Wogen zu glätten, den Dialog aufzunehmen: zwischen den hartgesottenen Fans, Randalierern und Pyrofreunden auf der einen Seite und dem DFB und den Managern, die Fußball als Geschäft betrachten, auf der anderen Seite.