Von Bülow war im Juni von einer vierköpfigen Findungskommission vorgeschlagen und vom Parteivorstand nominiert worden und hatte keine Gegenkandidaten. Nach einem Sieg bei der OB-Wahl will sie, wie sie versprach, die Verwaltungsabläufe optimieren und überparteiliche Kooperationen schmieden. Dabei will sie mehr auf Experten und Bürger hören. „Auch ein Oberbürgermeister hat die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen", verkündete die 43-Jährige vor rund 150 Genossen.
Auch deswegen will sie Verwaltungsangestellten mehr Spielräume bei Entscheidungen einräumen. Die Kooperation und die Kommunikation mit dem Rhein-Sieg-Kreis müsse besser laufen, derzeit gebe es nicht mal feste Gesprächstermine. „Wir müssen uns fragen, was für eine Stadt Bonn in Zukunft sein soll", meinte die Kandidatin. Wenn es nach ihr geht, soll vieles anders laufen.
Mehr bezahlbarer Wohnraum, mehr Investitionen für junge MenschenVon Bülow forderte zum Beispiel den Bau von mehr bezahlbarem Wohnraum, damit das Angebot steigt und die Mieten fallen. Deshalb müsse die Stadt mehr Wohnungen bauen, Leerstand bekämpfen und Vorschriften für Mietwohnungen lockerer auslegen. Das helfe insbesondere jungen Menschen und Studierenden, um die von Bülow sich besonders kümmern will. Sie will ferner, dass „die Innenstadt liebenswürdiger und menschenfreundlicher wird". Es müsse mehr Sitzgelegenheiten und Plätze, die sich für Versammlungen eignen, geben. Das verbessere auch das Miteinander. Zentralisierung sei dabei der falsche Weg.
Mehrere KandidatenMit Amtsinhaber Ashok Sridharan (CDU) und Lissy von Bülow (SPD) gibt es zwei offizielle Kandidaten. Bewerben will sich auch die Grüne Katja Dörner, die aber erst noch von den Mitgliedern gewählt werden muss. Angst, dass sich die Kandidatinnen gegenseitig die Stimmen wegnehmen, hat von Bülow nicht: „Sicher gibt es Schnittmengen zwischen Grünen und SPD, aber die gibt es auch mit anderen Parteien. Ich bin auch in vielem einer Meinung mit der CDU." Auch für die SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Esch ist das breitere Feld kein Grund zur Sorge: „ Bürgermeisterwahlen sind Personenwahlen."
„Bonns Stärke ist seine Dezentralität, deswegen will ich die Stadtteile stärken". Konkret forderte sie eine Sanierung der Beethovenmusikschule, den Erhalt des Frankenbads und die Einrichtung einer Ost-West-Verbindung für den ÖPNV, um Fahrtzeiten zu reduzieren. „Wir müssen uns auch von der Hauptstadt-Wehmut lösen", riet sie den Genossen. Statt sich auf den Erhalt von Bundesministerien zu konzentrieren, sei es besser, Bonn als Standort für NGOs und internationale Einrichtungen zu stärken. Die SPD-Mitglieder waren von ihren Plänen begeistert und applaudierten lautstark und ausdauernd.
Wuppertals Oberbürgermeister als GastrednerGastredner war der Wuppertaler Oberbürgermeister Andreas Mucke, der die Bürgermeisterwahl in seiner Stadt überraschend gegen einen populären Christdemokraten gewonnen hat. Seinen Erfolg könne jeder Sozialdemokrat wiederholen. „Viele Leute fühlen sich abgehängt, wenn die Infrastruktur zerfällt und keine Busse mehr fahren. Das können wir auf kommunaler Ebene ändern, und dann bleiben wir auch nicht bei 13 Prozent. Wir brauchen dafür aber Lösungen, keine Versprechungen", betonte Mucke. Nach von Bülows Wahl sei es nun Zeit anzupacken und ihre Botschaft unters Volk zu bringen.
Angelika Esch war zufrieden: „Lissi ist eine starke Kandidatin, die, wie man sieht, den Rückhalt der Partei genießt." Man freue sich besonders jemanden mit Verwaltungserfahrung aufstellen zu können. Von Bülows Arbeit als Sozialdezernentin habe ihr in Bornheim überparteiliche Anerkennung eingebracht. Auch von Bülow spürt durch das Wahlergebnis Rückenwind: „ Ich fühle mich durch das Ergebnis gestärkt und freue mich jetzt auf einen erfolgreichen Wahlkampf." Sie will frischen Wind in den Wahlkampf und ihre Partei bringen: „Wir haben die richtigen Ideen. Wir müssen sie nur gut rüberbringen, indem wir jugendlicher, frecher und witziger auftreten."