Sebastian Dalkowski ist mehr als sein halbes Leben Journalist. Nun aber fragt er sich in unserer Serie "Mein Blick auf den Journalismus", warum er wie viele andere Kolleg:innen gerade zum ersten Mal ans Aufhören denkt – aber auch, wie er seine Begeisterung zurückgewinnen kann.
An Heiligabend twitterte ich einen Satz, dessen Bedeutung ich nur mit Verzögerung wirklich begriff: "2021 war das erste Jahr, in dem ich mir ein Leben ohne Journalismus vorstellen konnte." Nach knapp zwei Jahrzehnten erschien mir die Lücke, die der Abschied von diesem Beruf hinterlassen würde, nicht mehr so furchterregend groß, dass ich ihn unbedingt vermeiden wollte. Seitdem frage ich mich nicht nur, weshalb die frühere Begeisterung so zusammengeschrumpft ist, sondern auch, ob ich sie zurückgewinnen kann. Ich bin so kühn zu vermuten, dass diese Fragen auch für Redaktionen eine gewisse Relevanz haben. So schnell wie Journalist:innen den Arbeitgeber oder gleich die Branche wechseln, können Geschäftsführungen Stellen gar nicht streichen.
Das gilt erst recht für lokale und regionale Medien, für die ich vor allem gearbeitet habe. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen junge Menschen in die Zeitungsverlage strömten, ohne dass die sich um die Leute bemühen mussten. Doch irgendwer wird auch in Zukunft die Texte schreiben müssen. Redaktionen haben in den vergangenen Jahren viel Zeit darauf verwandt, Leser:innen zufriedenzustellen. Wie sie Journalist:innen zufriedenstellen, haben sie nie gelernt. Die sollen bitte einfach mitmachen, was sich die Unternehmenslenker wieder so ausgedacht haben. Dabei kann doch viel besser Leser:innen begeistern (Digital-Abos!), wer selbst begeistert ist. Aber wie kann das funktionieren? In der Hoffnung, damit für möglichst viele Kolleg:innen zu sprechen, spiele ich das an meinem Beispiel durch.
Ich hatte höhere Ziele.