Man hat schon den Überblick verloren. Der wievielte offene Brief? Und man fürchtet, so schnell wird ihnen das Briefpapier nicht ausgehen. „Sehr geehrter Herr Bundeskanzler", „Waffenstillstand jetzt" und „Für den Frieden" schrieben da A-, B- und C-Promis aus Kultur und Medien und sprachen sich mal mehr, mal weniger deutlich gegen Waffenlieferung für die Ukraine aus. Andere A-, B- und C-Promis, ebenfalls aus Kultur und Medien, die das nicht so unwidersprochen stehen lassen wollten, schrieben ihrerseits offene Briefe, in denen sie sich wiederum für Waffenlieferung an die Ukraine aussprachen. (Nur zur Information: Einen offenen Brief für Waffenlieferung habe auch ich unterzeichnet.)
Es scheint in dieser Debatte zwei Lager zu geben. Die der selbst ernannten Pazifisten und - das Gegenteil von Pazifist ist Bellizist - das Lager der Bellizisten, der Kriegstreiber. Als Bellizist bezeichnet sich jedoch niemand. Die selbst ernannten Pazifisten werfen den anderen vor, kriegsbegeistert zu sein, die anderen den selbst ernannten Pazifisten, selbstgerecht und weltfremd zu sein. Dass es kaum etwas gibt, das falscher ist als der Krieg, darauf können sich wohl alle einigen. Doch geht es nicht um die Frage von Krieg und Frieden, sondern um die der Selbstverteidigung.