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Rugby-Klub Stade Français: Der tiefe Fall der „Rosa Soldaten"

03.12.2019 „In drei Jahren werden wir französischer Meister werden." Am 24. März 2018 behauptete Hans-Peter Wild, dass sein erstes Jahr als Besitzer des Rugbyklubs Stade Français nicht so schlimm gewesen sei, wie es den Anschein hatte. Das Team beendete die Saison auf dem zwölften Platz und rettete sich noch vor dem Abstieg. Wild sprach ohnehin von einer „Übergangssaison". Einen Monat später wurde der Südafrikaner Heyneke Meyer als neuer Sportdirektor vorgestellt - was im Rugby Trainer bedeutet. Und auch Meyer war sehr zuversichtlich. „Wir werden die beste Mannschaft der Welt werden." Inzwischen ist man bei dem Traditionsklub von den großen Ambitionen weit entfernt. Die französische Zeitung „Le Figaro" schrieb unlängst über Stade Français: „Der endlose Sturz ins Bodenlose."

Meyer ist trotz der Unterstützung des deutschen Milliardärs Wild, der in der Schweiz lebt, zurückgetreten. Der achte Platz am Ende der Saison 2018/2019 war schon als Scheitern betrachtet worden - zumal beim angeblich größten Budget in der französischen Top 14, die als beste Rugby-Liga der Welt gilt. Jetzt rutschte Stade Français gar ans Tabellenende. „Die Spieler sind auch verantwortlich für die Situation. Jetzt ist Heyneke nicht mehr da, sie haben keine Entschuldigungen mehr", sagte Wild der „L'Équipe" nach dem Rücktritt von Meyer und zwei Wochen vor einem entscheidenden Spiel gegen das Team von Brive. Dieses „Spiel der Angst" verlor Stade Français dann am Sonntag 21:26 - und steckt mehr denn je in einer sportlichen und strukturellen Krise.

Wild hatte noch im Juni gesagt, er sei bereit, 100 Millionen Euro in fünf Jahren zu investieren. Doch Geld ist auch im Rugby nicht immer alles. Das muss Stade Français nun schmerzlich erfahren. Meyer war bei den Spielern nicht beliebt; er sei, hieß es, zu autoritär, zu hart gewesen. Dieser Meinung war Wild nicht. Er klagte stattdessen: „Ich habe die Ergebnisse der letzten Fitnesstests gesehen. Wissen Sie, wer unser Spieler ist, der in der besten Form ist? Der ist mehr als 30. Es ist ein Desaster. Wenn die Spieler trainiert hätten, wären sie einfach besser." Nun sollen es der neue Generaldirektor Thomas Lombard, einst viermal französischer Meister mit den „Rosa Soldaten", wie die Spieler von Stade genannt werden, und die neuen Trainer Laurent Sampéré und Julien Arias richten. „Die Spieler müssen ihre Mentalität ändern, damit wir etwas aufbauen können", sagte Arias.

Der Rugby-Liebhaber Wild, der mittlerweile auch Präsident von Stade Français ist, steht aber ebenfalls in der Kritik. Mit seinem Unternehmergeist hat er die Philosophie des Klubs verändert. Ein Stück Liberalismus in einem vermeintlich „romantischen Verein", so ein Mix scheint nicht zu passen. „Ich habe verstanden, dass Stade Français eine bestimmte Vergangenheit hat, mit Spielern, die den Verein mehr oder weniger führen", sagte Wild. „Wir werden nun eine neue Identität finden. Wir wollen Spieler, die für ein Projekt, eine Kultur, eine Stadt spielen und nicht nur für einen Vertrag." Ob damit aber die sportliche Misere beendet werden kann bei Stade Français, das stark von dem ehemaligen Präsidenten Max Guazzini geprägt wurde, der dem Verein die rosa Trikots und das Image eines innovativen und exzentrischen Gebildes gegeben hatte?

Auch das Beispiel von Jules Plisson zeigt, wie schwierig die Situation bei Stade Français ist. Plisson ist so etwas wie ein Kind des Vereins, wo er seine ganze Rugby-Karriere verbrachte, bis vor kurzem. Aber der Nationalspieler hatte in den Plänen von Meyer keine Rolle gespielt - und wechselte im November zu Stade Rochelais. Keine Hommage, keine letzte Vorstellung vor dem Publikum, nur eine Mitteilung über seinen Abschied. Viele Fans von Stade Français werfen Wild vor, sozusagen eine Firma zu führen und nicht einen Rugbyklub, der zuletzt offenbar auch Probleme hatte, unter der Gehaltsobergrenze - Salary Cap - zu bleiben. Die Dunkeltöne überlagern eindeutig das Pariser Rugby in Rosa.

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