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Geschichten von der Arbeit: Moin. Paketpost.

Moin. Paketpost.
Paketzusteller Axel Seng lässt sich auch von Black Friday, Cyber Monday und Weihnachtsstress nicht aus der Ruhe bringen

von Robert B. Fishman

Hannover. Eigentlich hatte er ganz andere Pläne. Der große kräftige Mann mit dem grauen Vollbart wollte Bauer werden, hat Agrarwissenschaften studiert und im Jugendknast gearbeitet. Um seine BAFöG-Schulden zurück zu zahlen, heuerte Axel Seng dann im Paketdienst der Post an - und blieb. Die kurze Geschichte eines ganz anders gedachten Lebens.

Ein kalter Wind pfeift über eine vierspurige Kreuzung. Dröhnende Lkws ziehen Regenschleier durch die Nacht. Öddeutschland am Südrand von Hannover: flache, gesichtslose Gewerbebauten, ab und zu ein kahler Baum, matschig-braune Grünstreifen. Ein einziger Fußgänger wartet eine gefühlte Ewigkeit auf „Grün“. Die Ampelschaltung lässt ihn nur in Raten über die Bundesstraße. Ein Radler kämpft sich durch die nasse Finsternis. Im Licht der Auto-Scheinwerfer leuchtet seine gelb-rote Warnjacke mit dem Schriftzug DHL. 7 Uhr 15: Schichtbeginn in der Zustellbasis Hannover Süd. In einem Gewerbegebiet am Stadtrand stehen die quietschgelben Iveco - und Mercedes-Lieferwagen aufgereiht an einem Flachbau. Gummilaschen schützen den Übergang zwischen Laderaum und Lagerhalle ein wenig vor der Kälte. Ladestation 22: Axel Seng nimmt ein Paket aus einem der bis zu 100 Kilo schweren Gitterwagen, die ihm seine Kollegen durch Halle zuschieben. Er hält einen Moment inne, scannt den Code auf der Verpackung und legt die Sendung in eines der Regale ....