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Am Ende der einsamen Straße ist immer noch ein Zimmer frei

Nutzt in Hotels vor allem die Betten: Leonard Cohen

Blowjobs, Drogen und Einsamkeit: Sieben Pop-Songs, die im Hotel spielen


Elvis Presley: Heartbreak Hotel (1956)

"Vor Elvis gab es nichts", sagte John Lennon. Und Elvis begann mit diesem Blues-Song: "Heartbreak Hotel" war seine erste Nummer-1-Single. Den Text schrieb die Lehrerin Mae Boren Axto, nachdem sie einen Zeitungsartikel über einen Mann gelesen hatte, der sich aus einem Hotelzimmer in den Tod gestürzt hatte. In seinem Abschiedsbrief hatte der Selbstmörder geschrieben: "I walk a lonely street." Ans Ende dieser einsamen Straße stellte Axton das metaphorische Heartbreak Hotel, "where broken hearted lovers/do cry away their gloom".


The Kinks: Sitting In My Hotel (1972)

Ray Davies war auf dem Höhepunkt angekommen: Mit "Lola" hat es seine Band, The Kinks, in England und den USA an die Spitze der Charts geschafft. Jetzt ist Ray weit weg von seinem alten Leben in der englischen Mittelschicht. Er sitzt in einem Luxus-Hotel, blickt hinunter auf die Leute und fragt sich, wie zur Hölle er hierher gekommen ist: "If my friends could see me now/they would all be asking who I'm trying to be". Ein großer Song aus dem oft geschassten 70er-Jahre-Oeuvre der Kinks.


Leonard Cohen: Chelsea Hotel #2 (1974)

Irgendwann wird dieser Moment in einem Film verarbeitet werden: Die Fahrstuhltür öffnet sich, und Leonard Cohen betritt die Kabine. Die junge Frau mit den wahnsinnigen Augen fällt ihm sofort auf, doch er tut, als ob nichts wäre. Schließlich nimmt er seinen Mut zusammen und fragt: "Wartest du auf jemanden?" Sie antwortet: "Ja, auf Kris Kristofferson." Darauf er: "Da hast du Glück: Ich bin Kris Kristofferson!" Wenig später bläst sie ihm einen im ungemachten Bett seines Zimmers im New Yorker Chelsea Hotel. So schildert Cohen den Beginn seiner Affäre mit Rockröhre Janis Joplin, verewigt in "Chelsea Hotel #2". Es ist nicht der einzige Hotel-Song, den Cohen geschrieben hat: In "Paper Thin Hotel" hört der Erzähler, wie seine Geliebte im Nebenzimmer mit einem andern schläft und lernt dabei, dass man Liebe nicht kontrollieren kann.


Eagles: Hotel California (1976)

Der größte der Hit der Eagles handelt von den Gefahren des Rockstar-Daseins. Wer seine Seele erst einmal der unheiligen Trias "Sex, Drugs and Rock 'n' Roll" verschrieben hat, wird seines Lebens nicht mehr froh: "You can check out anytime you like/But you can never leave". Diese Message vermitteln die Eagles mit allerlei mystischen Erzählkniffen und viel Pathos: Sechseinhalb Minuten dauert das Stück. Beim abschließenden Gitarrensolo-Marathon greifen Baby Boomer gerne zur jahrelang vernachlässigten Luftgitarre und erinnern sich an bessere Zeiten.


The Rolling Stones: Memory Motel (1976)

Nach dem 72er-Doppelalbum "Exile On Main St." ging bei den Stones allmählich das Feuer aus. Erst beim 1978 veröffentlichten "Some Girls" sollte es noch einmal kurz auflodern. Dazwischen fanden sich nur vereinzelt Highlights auf ihren Platten. Die siebenminütige Ballade "Memory Motel" von "Black And Blue" gehört dazu. Mick Jagger und Keith Richards singen darauf im Duett. Vom Leben auf Tournee. Von den Mädchen, die man dabei kennenlernt - und zurücklasst. Die Band hat einen Auftritt in Baton Rouge und muss weiter. "You're just a memory of a love/That used to be", singen Mick und Keith. Und das Memory Motel wird einstweilen im Rückspiegel langsam kleiner.


dEUS: Hotellounge (Be the Death of Me) (1994)

Auf dem Debüt von The Velvet Underground flehte Lou Reed: "Heroin, be the death of me". Über 25 Jahre später wandelt die belgische Band dEUS die Zeile ab: "Hotellounge (Be The Death Of Me)" heißt ihr Song. Die Hotellobby wird zum Sinnbild für zerbrochene Träume. "This elevator only takes one down", singt Frontmann Tom Barmann. Knarzige Gitarren spuken durchs Foyer, und man weiß: Von diesem Ort gibt es kein Entkommen mehr.


Ron Sexsmith: Cheap Hotel (2001)

Eine Hammond-Orgel jammert müde im Hintergrund. Und der kanadische Songwriter Ron Sexsmith singt mit trauriger Stimme von einer Trennung: Die Frau packt ihre Sachen und schnappt die Kinder. Sie weiß nicht wohin, sie will nur weg. Weg von dem Mann, der ihr Leben ruiniert hat. Ein billiges Hotel dient als Unterkunft. Als hinter den schäbigen Vorhängen die Sonne aufgeht, fragt sie sich, wie es weitergehen soll. Niemand verwandelt Alltagsdramen zu so berührenden Songs wie der viel zu wenig bekannte Ron Sexsmith.

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