Login
Forgot password?

New to torial?

Register
Fine Print
Legal Notice Help Terms Privacy
Contact
Newsletter

EN
German English French
  • About torial
  • Blog
  • Portfolio
  • Research
  • {{{$value}}}

torial

Pia Uffelmann

Leipzig

Contact
Follow
Feed Recommend
  • Portfolio
  • Profile
1 subscription and 0 subscribers
Radio feature

Ronya Othmanns "Die Sommer" - von Zerrissenheit und Ohnmacht | MDR.DE

Eine junge Frau, die sich erinnert. Erinnert an etwas, das es so nicht mehr gibt: ihre unbeschwerten Sommer im Dorf ihrer Familie in Nordsyrien. Über ihre Hauptfigur Leyla nimmt uns Ronya Othmann in ihrem Debütroman "Die Sommer" mit in diese Welt. Sie erzählt von den Sommern, die Leyla in einem kleinen staubigen Dorf verbracht hat. Ein Dorf, in dem man Angst vor Schlangen haben sollte, wenn man über die Felder rennt und wo im Sommer draußen in Hochbetten geschlafen wird. Ein Ort, an dem Leyla immer von Menschen umgeben ist, von der Familie, vom Verwandtenbesuch, einfach immer von irgendwem - sodass sie sich in Deutschland, wo sie den Rest des Jahres mit ihrer deutschen Mutter und ihrem jesidisch-kurdischen Vater lebt, plötzlich einsam fühlt.

Zerrissen zu sein, nirgendwo richtig hinzugehören ist ein zentrales Motiv in diesem Roman. Es findet sich nicht nur in der Thematik, sondern auch in der Sprache wieder, darin, wie erzählt wird.


Mit dem Krieg beginnt das Erinnern

Auf die unbeschwerten Sommerferien in der Heimat ihres Vaters folgt ein Einschnitt, der alles ändert: der Beginn der Unruhen in Syrien, die in einen immer noch andauernden Krieg münden - und in den schrecklichen Genozid an den Jesidinnen und Jesiden. So brechen die Sommer in der Heimat ihres Vaters ab. Damit fängt das Erinnern an.

Ronya Othmann erzählt nicht nur die Sommer der jungen Leyla und wie sie von Deutschland aus den Konflikt in Syrien beobachtet. Sie lässt auch Leylas Vater sprechen - über seine Flucht, über die Verfolgung der Jesidinnen und Jesiden und über seinen vergeblichen Versuch, zu studieren. Wenn der Vater erzählt, liest es sich, als säße er neben dem Leser, dem er Sonnenblumenkerne-knackend berichtet.


Das eigene Leben vs. Konflikt in der Ferne
Drei Erzählstränge greifen ineinander: Die unbeschwerten Sommer Leylas Kindheit im Dorf, die schwierige Flucht des Vaters und Leylas Erwachsenwerden während der Konflikt in der Ferne und doch in emotionaler Nähe eskaliert. Die Geschehnisse, die Gräueltaten in Syrien, gerade an den Jesidinnen und Jesiden prasseln auf Leyla ein, während sie versucht, ihr Leben zu leben und in Leipzig zu studieren.

Während Leyla feiert, scheint plötzlich ihre Familie in Syrien in Gefahr. Viele Orte, an denen Leyla in ihrer Kindheit Verwandte besucht, kennen viele nur aus der Kriegsberichterstattung: Aleppo, Kobane und Damaskus. Durch den Roman kommen sie näher, werden mit Leben gefüllt.

Liest man das Buch, drängt sich der Gedanke auf, dass Leyla gleich Ronya ist. Wie die Hauptfigur des Buches hat die Autorin einen jesidischen Vater und eine deutsche Mutter und hat viele Sommer im Dorf der Familie in Nordsyrien, oder Kurdistan, wie sie sagen würde, verbracht. Othmann erklärt: "Sie wäre schon meine Schwester oder wie so eine Zwillingsschwester. Wir sind ungefähr gleich alt, ihre Familiengeschichte ist ähnlich wie meine. Ich erzähle über etwas, was ich kenne, aber nicht über mich."


Von Zerrissenheit und Ohnmacht

"Die Sommer" ist ein Buch, das einfühlsam von Zerrissenheit erzählt, davon, zwischen den Stühlen zu sitzen. Aber auch ein Buch, was schmerzlich Ohnmacht schildert. Die Ohnmacht derer, die einen Konflikt aus der Ferne beobachten müssen. Das eigene Leben, das passiert während im Fernsehen, im Feed und bei den Verwandten gekämpft, vertrieben und geflohen wird.

Ronya Othmann schreibt aus ihrem Inneren heraus, so wirkt es, berührt und fügt mit ihrem Debüt der Gegenwartsliteratur eine Perspektive hinzu: eine jesidisch-kurdisch-deutsche Geschichte.


Mehr Informationen Ronya Othmann: "Die Sommer" Roman 288 Seiten Verlag: Hanser ISBN: 978-3-446-26760-2 22 Euro Erscheint am: 17. August 2020

Original
Show original

Created on 23.02.2021
Updated on 28.02.2021

Source
https://www.mdr.de/kultur/literatur...

License
All rights reserved
All rights reserved

Topic tags
bachmannpreis buch der woche artour mdr kultur hörspiele debüt is mdr figaro bürgerkrieg flucht genozid roman oper lesung bühne krieg leipzig syrien literatur film mdr klassik theater kino kultur feature radio
This is a public profile on torial.
Find more portfolios and posts in the Topics.
torial