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Brittney Griner: Die Basketballikone im russischen Gefängnis

Nun ist wirklich passiert, was sich seit Monaten angekündigt hatte. Was von Tag zu Tag wahrscheinlicher geworden ist - und dennoch vielen unvorstellbar schien. Brittney Griner wurde verurteilt: zu neun Jahren Gefängnis.

Seit fünf Monaten sitzt die US-Basketballerin in in Untersuchungshaft, nachdem sie die Polizei am Moskauer Flughafen Scheremetjewo mit Cannabisöl aufgriff. Gerade einmal 0,5 Gramm soll Griner bei sich gehabt haben, illegal nach russischem Recht. Sie erfuhr die volle Härte der russischen Justiz. Obwohl sie sich schuldig bekannte und Reue zeigte, orientierte sich das Gericht an den von der Staatsanwaltschaft geforderten neuneinhalb Jahren. Ein überzogenes Urteil nach westlichen Standards, ein gängiges in Russland, wo eine rigorose Drogenpolitik verfolgt wird und die Verurteilungsquote bei 99 Prozent liegt.

Regungslos lauschte Griner ihrem Dolmetscher bei der Urteilsverkündung. Der Blick leer, der Kopf steif, sie wirkte geschockt von der lange erwarteten, aber dadurch nicht minder harten Wirklichkeit. Ihr Fall verlagert sich damit endgültig von der juristischen auf die politische Ebene, helfen könnte ihr nur noch ein Gefangenenaustausch. Der ist mit der Verurteilung sogar wahrscheinlicher geworden, denn bislang stimmte Russland einem Gefangenenaustausch nur nach einer Verurteilung zu.

Die US-Regierung signalisierte bereits, verhandeln zu wollen. Auch sei "bereit, über das Thema zu sprechen", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Freitag. US-Medien zufolge könnten Griner und der ebenfalls in Russland inhaftierte Paul Whelan gegen den russischen Waffenhändler Wiktor But ausgetauscht werden. Der Außenminister der USA, Antony Blinken, sagte, man werde das Angebot weiterverfolgen.

Klappt es nicht mit einem Gefangenenaustausch, muss Griner wohl neun Jahre ihres Lebens in einem russischen Gefängnis verbringen. Der Frauenbasketball würde damit nicht nur einen Topstar verlieren, sondern in gewisser Hinsicht seine wichtigste Figur.

Brittney Griner ist eine Ausnahmeerscheinung: 2,06 Meter groß, muskulös, tiefe Stimme. Ihr Wesen spiegelt das nicht wider, sie spricht eher leise, lächelt oft verlegen, manchmal wirkt ihr Gang eingesunken. Als wolle sie ein kleines bisschen weniger riesig wirken. In solchen Momenten strahlt sie eine beklommene Schüchternheit aus. Und trotzdem fällt sie unfreiwillig auf, wohin sie auch geht.

"Zu Hause war ich ein sorgloses, neugieriges, schelmisches kleines Kind", schreibt Griner in ihrer Biografie. "Doch in der Schule war ich ein Freak." Großer Körper, große Füße, tiefe Stimme, flache Brust. Als Mädchen war Griner, die in Texas aufwuchs, häufig die Zielscheibe für Mobbing. Ihre Statur bescherte ihr nur auf dem Basketballfeld Vorteile. Mit 14 begann sie zu spielen. Mit Anfang 20 galt sie als hoffnungsvollstes Versprechen des Frauenbasketballs - da hatte sie noch nicht mal ein Profispiel gemacht.

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