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Starkoch Meir Adoni und sein Bar-Restaurant

In einem ehemaligen Post-Gebäude ist das „Layla" des Starkochs Meir Adoni angesiedelt. Dort kann sich auch die Bar sehen lassen. Für das Drinks-Konzept verantwortlich ist der Italiener Emanuele Broccatelli, der seither zwischen Rom und Berlin hin- und herpendelt. Für uns hat er kurz die Pause-Taste gedrückt.

Das östliche Mittelmeer begeistert derzeit die Berliner. Zumindest auf ihren Tellern, denn jener Küchenstil, begleitet von frischen Zutaten und vielfältigen Gewürzen, bildet die Inspiration für zahlreiche Restaurant-Neueröffnungen mit arabischen und israelischen Einflüssen.

Gerne wird dabei der Begriff „Levantinisch" verwendet. Eine der spannendsten Adressen liegt derzeit gegenüber der Veranstaltungslocation Tempodrom am Anhalter Bahnhof, nicht weit vom Potsdamer Platz entfernt. „Layla" lautet der Name des Restaurants, in dem der Starkoch Meir Adoni, der in Tel Aviv die Restaurants „Blue Sky" und „Lumina" und in New York City das „Nur" betreibt, diesen Küchenstil mit seiner bemerkenswerten Handschrift präsentiert. So gibt es dort geräucherte Forellen-Doughnuts mit Datteln und Mandarinen-Vinaigrette oder Fisch und Calamari in Nussbutter gebraten mit Hawaij und Chili.

Die Post ging ab

Das markante und gigantische Gebäude, in dem Restaurant und auch ein Hotel residieren, beherbergte früher ein Postamt. Statt sachlicher Schalter, erwartet die Besucher heute ein modern-gemütliches Design mit Leder und Holz rings um den offenen und einladenden Küchenblock. Doch wer das Restaurant besuchen möchte, muss zunächst durch die Bar, die den Eingang mit dem Gastraum verbindet. Und hier lohnt es sich durchaus, nicht einfach hindurch zu eilen, sondern am eleganten Tresen auf den einen anderen Drink zu verweilen.

Für das Getränkekonzept der Bar konnte einer der profiliertesten Bartender Italiens gewonnen werden, Emanuele Broccatelli aus Rom. Dort betreibt er die beispielsweise die Bar „47 Barrato" und auch die Weinbar „Caffè Propaganda" mit 300 Bio-Weinen. „Ich möchte Getränke-Generalist sein und importiere auch Weine", erklärt Broccatelli. „Jede Gelegenheit hat das passende Getränk, ob es ein Cocktail ist, ein Champagner oder ein Wein. Das serviere ich gerne und selbstverständlich und stimme es natürlich auch auf das Essen ab."

Layla Bar zwischen Kühlschrankansammlung und Gewächshaus

In Rom und auch während seiner Londoner Zeit in der Bassoon Bar im Corinthia Hotel hatte der Barmann stets auch mit Speisen zu tun. „Oft ist es sehr ähnlich, wie ein Koch sein Gericht kreiert und ein Bartender seinen Drink entwickelt. Ich mag es, wie ein Koch zu arbeiten. Meine Freundin stammt aus Tel Aviv, so ist mir auch der Küchenstil von dort sehr gut vertraut."

Im Layla teilen sich Küche und Bar eine gewaltige Wand, die aussieht wie eine Mischung aus Kühlschrankansammlung und Gewächshaus. Darin gedeihen zahllose Kräuter und Gewürze. Frische und Saisonalität spielen an Herd und Tresen eine große Rolle.

Ein Markenzeichen der Layla Bar sind gereifte Cocktails. Auf der Karte nennen diese Drinks keine Marke oder Spirituose, sondern deuten eher gefühlsbetont die Richtung an. Ein „Smokey Boulevard" wird als „warm & big body, bitter, sweet & smoky" beschrieben. Der Hausdrink „Layla" verspricht einen mittleren Körper und Kräuterintensität, dabei bitter, süß und floral. Dekorative Glaskaraffen zieren die Bar, aus denen die Drinks dann abgezapft und kaltgerührt werden.

Der italienische Pre-Batch-Pionier

Emanuele erinnert sich: „Ich war der erste in Italien, der mit Pre-batched Cocktails arbeitete. Im Sommer 2017 gab es in Italien noch kein Gesetz, keine Regularien, wie mit einem solchen Produkt zu verfahren ist. Ich traf zwei Jungs, die Liköre machten. Wir setzten uns zusammen und beschlossen, ein Projekt aufzuziehen. Nach zwei Wochen erhielten wir eine Genehmigung für unsere Pre-batched Cocktails. Sehr überraschend für Italien!" Heute ist Emanuele mit seinem „Drink-it"-Konzept (http://drink-it.it/) sehr erfolgreich.

Neben den flaschengereiften Kreationen stehen im Layla selbstverständlich auch frisch zubereitete Cocktails auf dem Programm. „Gefühle und Erinnerungen spielen in meinen Cocktails eine große Rolle. Es waren die Kindheitserinnerungen an Frühstücksmilch und die Kekse meiner Mutter, die meine Inspiration für den ‚Milk & Biscuits' waren: Ein buttrig-torfiger Blended Malt Whisky trifft auf Frangelico und Orangenschale. Dazu wird etwas heiße Milch serviert."

Die Drinks werden so designt, dass es immer auch die Möglichkeit gibt, sie zum Essen begleitend zu reichen. Der Philosophie des mixenden Kochs kommt herausragend zur Geltung bei einem Twist auf den French 75 mit Cotswolds Gin, Zitrone, Champagner, dazu ein Sirup mit gerösteten Erdnüssen und ein Crustarand am Glas aus karamellisierten Erdnüssen: „Texturen, wie eine gewisse Crunchyness, sind enorm wichtig für das Essen. Das Gleiche gilt für Salzigkeit. Also versuchen wir, diese Komponenten auch in den Drink zu bringen. Übrigens passt das Carpaccio mit Pistazien und Chili hervorragend dazu!" Die Preise der Cocktails liegen meist bei elf bis zwölf Euro, alkoholfreie Drinks liegen bei neun Euro.

Die Farbe des Drinks

„Ich kannte die Barszene in Berlin zuvor gar nicht", bekennt der Barmann aus Rom. „Dann lernte ich in Bars wie das Velvet, Buck & Breck, Limonadier oder Ritz Carlton das hohe Niveau der Berliner Bars kennen. In Rom wächst die Barszene derzeit sehr stark. National passiert viel, aber international fallen die italienischen Bartender noch nicht besonders auf. Es werden nicht so viele Spirituosen konsumiert, aber es sind neue kreative und aromatische Erlebnisse, die die Gäste dazu bringen, wiederzukommen. In meiner Bar in Rom arbeite ich viel mit dem Konzept ‚Made in Rome' und arbeite bevorzugt mit heimischen Zutaten."

Doch Berlin fasziniert den Barmann aus Rom: „Ich bin mindestens einmal im Monat für fünf Tage hier. Gerade entwickeln wir ein neues Menü, bei dem es viel um Farben gehen wird. ‚Rot' wird eine Bloody Mary im asiatischen Stil, ‚Schwarz' wird einen Amaro zur Geltung bringen. Aber auch für Berlin gilt: Ein Drink bedeutet nichts, wenn man nicht gleichzeitig auch Geselligkeit genießt und ein gutes Gespräch führen kann. Hier im Layla ist die Atmosphäre wichtig. Wir sind ja hier nicht in einer Laufgegend. Aber es funktioniert großartig, die Dynamik ist wunderbar. Die Menschen beginnen ihren Abend an der Bar, gehen dann ins Restaurant und kommen anschließend zurück an unseren Tresen. Hier ist die Bar, da ist die offene Küche. Eine Show und noch eine Show."

Zwischen Layla und Leben

Der quirlige Bartender ist ständig auf Achse und entwickelt emsig weiter neue Projekte. Auf die Frage, ob denn auch noch Zeit für ein Privatleben bleibt, antwortet Emanuele Broccatelli: „Das ist mein Leben! Ich arbeite nicht ständig, aber es fühlt sich gut an, ständig etwas zu kreieren."

Hallesche Str. 10, 10963 Berlin

S Anhalter Bahnhof

Kontakt: +49 (0) 1512 2563654

Taglich ab 17:00 Uhr

Kartenzahlung: Ja

Rauchen: Nein

layla-restaurant.com

Photo credit: Layla Bar // David Sonntag

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