Mobile Impfteams versorgen derzeit Alten- und Pflegeeinrichtungen mit Impfungen gegen das Corona-Virus. Auch in Weilar (Wartburgkreis) kamen sie bereits zum Zug. Eine Hausärztin unterstützt dabei.
Eigentlich trägt Thomas Heller im Dienst eine leuchtgelbe Jacke und fährt nicht selten mit Blaulicht und Martinshorn durch Erfurt. Als Notfallsanitäter ist er es gewohnt, sprichwörtlich um das Leben und gegen den Tod zu kämpfen oder Menschen zumindest vor schlimmeren Gefahren zu retten. An diesem Freitag im Januar kämpft Thomas Heller jedoch auf eine andere Weise.
Bedächtig steht Thomas Heller im Erdgeschoss der Seniorenresidenz „Haus Margarethe“ in Weilar. In einer Hand eine Spritze, in der anderen eine kleine Ampulle, deren lilafarbenen Deckel er kurz zuvor erst entfernte. Mit Augenmaß zieht der Notfallsanitäter die Spritze auf und legt sie zu den anderen. Jede der kleinen Durchstechflaschen beinhaltet genügend Impfstoff für fünf Patienten. Das Wirkmittel muss jedoch zunächst mit Natriumchlorid verdünnt werden, bevor es zum Einsatz kommen kann. Thomas Hellers Aufgabe ist es an diesem Tag, den Wirkstoff und die Kochsalzlösung zusammenzubringen und im Anschluss die Spritzen für die Verabreichung an die Patienten vorzubereiten. Für den routinierten Notfallsanitäter keine große Herausforderung. Unzählige Male bereitete er schon Injektionen für Notfallpatienten vor.
Doch im Gegensatz zu Hellers Arbeitsalltag, ist die Lebensgefahr heute im „Haus Maragerethe“ nicht direkt absehbar. „Wir kämpfen eben gegen einen unsichtbaren Feind und müssen einfach vorbereitet sein“, sagt Thomas Heller, während er weitere Spritzen vorbereitet.
Der Feind, das ist der Coronavirus, der die Welt seit Anfang 2020 in Atem hält. Lange galten Abstand, strikte Hygieneregeln und das Tragen von Masken als einzig wirksame Mittel gegen eine Erkrankung. Knapp ein Jahr nach dem ersten Auftreten des Erregers, meldete das deutsche Unternehmen Biontech in seiner Kooperation mit dem US-Pharmakonzern Pfizer, einen Impfstoff gegen gefährliche Erkrankungen gefunden zu haben. Wenige Monate später begann auch in Thüringen das Impfen.
Doch zunächst sind es medizinisches Personal, Menschen über 80 und die Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeeinrichtungen, die mit dem neuentwickelten mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus immun gemacht werden sollen. So wie hier in Weilar, sind im gesamten Freistaat mobile Impfteams des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) unterwegs, um in den stationären Senioreneinrichtungen die freiwillige Immunisierung gegen den Covid19-Erreger durchzuführen. Unterstützt werden sie dabei durch die Kassenärztliche Vereinigung, deren niedergelassene Ärzte die Maßnahmen begleiten. In Weilar ist es Andrea Hoßfeld, die das ASB-Team als Impfärztin begleitet. Vor jeder einzelnen Injektion führt die Allgemeinmedizinerin mit den zu Impfenden ein individuelles Aufklärungsgespräch. Geduldig beantwortet sie Fragen, informiert zu möglichen Impfnebenwirkungen. Letztere halten sich jedoch, erklärt Andrea Hoßfeld, eher in Grenzen. Ein schwerer Arm, eine gerötete Einstichstelle, kurzzeitige Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit seien aber möglich.
Sie selbst bekam wenige Tage vor ihrem Einsatz in der Seniorenresidenz ihre zweite Impfdosis verabreicht und fühle sich nun, erklärt sie, in ihrer täglichen Arbeit sicherer. Nebenwirkungen spürte sie keine und kann mit dieser Erfahrung auch die insgesamt 102 Menschen, die in der Einrichtung die Möglichkeit auf eine Impfung haben, mit gutem Gewissen zu einer Impfung beraten. Viele von ihren heutigen Patienten kennt Andrea Hoßfeld bereits. Ihre Praxis hat sie nämlich im nahegelegenen Stadtlengsfeld, sie ist daher eh schon Hausärztin einiger Bewohner und Mitarbeiter. Ein Vorteil, den die Thüringer Impfstrategie mit sich bringt, schließlich ist dadurch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten von Beginn an ein Besonderes.
Vertrauen in den Impfstoff hat auch Andrea Eickholt. Sie leitet das Haus Margarethe und hat sich, wie die Meisten der rund 70 Mitarbeitenden, gegen das Coronavirus impfen lassen. „Die Impfungen sind für uns ein Lichtblick. Wir können einfach nicht mehr", sagt Eickholt und berichtet, dass sie und ihr Team seit Beginn des ersten Lockdowns unter noch größerem Stress stehen, als die Pflege es eh schon tut. Kontaktbeschränkungen und die Herausforderungen im Infektionsschutz bringen auch die Pflegenden in Weilar an ihre Grenzen. Von der Impfung und der damit verbunden Immunisierung erhofft man sich auch im südlichen Wartburgkreis nun eine zeitnahe Rückkehr zur Normalität.
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