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Der Preis der Freiheit

„Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger Lebensglück und Lebensfreude haben. Eine generelle Delle in unserem Wohlstandsleben ist etwas, das Menschen ertragen können." - Können sie das wirklich? Diese Rückfrage blieb aus, als der ehemalige Bundespräsident in einer Talkshow im März auf die Frage antwortete, ob Deutschland Russland aufgrund dessen Angriffs auf die Ukraine mit einem Ölund Gas-Embargo belegen sollte. Joachim Gauck votierte für den Wert der Freiheit, auch gegen alle drohenden ökonomischen Kosten und sozialen Widerstände. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, so die Maxime, ist höher zu gewichten als materieller Gewinn. Hier drang plötzlich ein Freiheitsverständnis in den Vordergrund, das viele Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war: die politische, republikanische Freiheit des Citoyen, gegen die das Privatinteresse des Bourgeois im Zweifelsfall zurückstehen muss. Doch ein Blick in die Ideengeschichte zeigt: Diese Freiheitsidee hat ökonomische Voraussetzungen, die Liberalen wie Gauck kaum geheuer sein dürften.

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