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Notpron ist das schwierigste Rätsel des Internets

"Enter the door": So begrüßt Notpron die Rätsler. Bild: Screenshot Notpron.org

Das legendäre Notpron (auch not pr0n) beginnt mit dem Bild einer Tür und der Aufforderung, einzutreten. Klickst du auf die Tür, hast du das erste Level bereits geschafft – und begibst dich in die Welt eines der schwierigsten und bekanntesten Internet-Rätsel aller Zeiten. Denn natürlich bleibt es nicht so einfach. Mit einem Klick ist es bei den folgenden Stufen kaum getan, auch wenn die ersten Level auch für unerprobte Rätselfreunde noch relativ einfach zu knacken sind. URL ändern, Morsecode finden und übersetzen, einfache HTML-Codes umschreiben: Wirklich knifflig wird es erst später, wenn du mit den Fingerübungen bewiesen hast, dass du um die Ecke denken kannst.

Elf Jahre nach seinem ersten Launch im Jahr 2004 und einigen Level-Modifikationen, die der Entwickler David Münnich aus Saarbrücken vorgenommen hatte, weil Komplettlösungen im Internet erschienen, haben es offiziell erst 34 Menschen geschafft, Notpron zu knacken.

Damit ist das Notpron wohl die schwierigste Internet-Denksportaufgabe der Welt. Es stand für viele bekannte Online-Rätsel Pate. 17.557.313 Versuche soll es laut Notpron-Website gegeben haben. Das Rätsel gibt es auf Deutsch, Englisch und Chinesisch – doch alle 140 Level haben bislang nur 0,0001 Prozent der Anwärter gelöst (bevor das letzte Level hinzugefügt wurde, hatten 168 Leute die 139 vorherigen Level geschafft).

Immer noch sind online über 120 Level-Erklärungen von passionierten Rätselfans zu finden. Youtube-Walkthroughs, Forendiskussionen und Reddit-Threads geben Tipps und verraten für manche Level sogar verschiedene Lösungswege.

„Fast alle geben im zweiten oder dritten Level auf"

Die meisten Anwärter geben aber gleich auf: „Fast alle schaffen es ins zweite Level, dann geht es schnell bergab. Viele verlassen das Spiel dort, ganz viele auch in Level drei. Wer es bis zum neunten Level schafft, bleibt meistens dabei", erklärte der Entwickler David Münnich gegenüber Fast Company.

Das Rätsel wartet anders als zum Beispiel Cicada 3301 oder das vor kurzem erst diskutierte polnische Krypto-Rätsel, das Redditor bis heute wachhält, nicht mit gruseligen Splatter-Bildern auf. Zu sehen sind meistens Bilder von Häusern, Händen oder Collagen, die einem Lösungssuchenden Hinweise geben.

Hatte Münnich anfangs nur fünf Level geschaffen, erweiterte er das Spiel im Laufe des Jahres um etwa zwei bis drei neue Level pro Woche. Nach einer Pause in 2007 fügte der heute 33-Jährige 2008 das letzte Level hinzu. Etwa 30 Level steuerte eine Online-Bekanntschaft von Münnich bei, die sich zuvor selbst am mysteriösen Internet-Rätsel versucht hatte, und deren Name und Geburtsjahr auch in Form von einem Passwort in einem der Level auftauchen.

„Die Idee hinter Notpron ist ganz anders als bei anderen Spielen. Normalerweise beginnst du ein Spiel, und es wird dir mitteilen, was du tun sollst. Du musst dich also innerhalb des Systems bewegen. Anders bei Notpron: Es erwartet von dir, dass du außerhalb des Systems denkst, ohne dir das überhaupt zu sagen", erklärt Münnich gegenüber Fast Company.

Neben Notpron hat der Spiele-Entwickler zum Beispiel ein PC-Spiel programmiert, das eine Mischung aus Ego-Shooter und Sportgame ist. Auch für frühere alternativmedizinische Aussagen ist Münnich bekannt. So hat er z.B. eine vierstündige Doku über „Die 5 biologischen Naturgesetze" produziert, deren experimentelle Aussagen über z.B. Krebs als Organsteigerungsfunktion, über „die man sich keine Sorgen machen braucht", von Kritikern leicht widerlegt werden können. Von den „Lehren" Dr. Hamers sowie der Weltanschauung der Neuen Germanischen Medizin distanziert sich Münnich allerdings mittlerweile.

Traut man Online-Darstellungen, so kann es für die geringe Notpron-Lösungsquote auch einen ganz einfachen Grund geben: Offenbar muss man für den letzten Schritt, das „Level Nu", die umstrittene Technik der „Fernwahrnehmung" anwenden und für die Lösung mit Münnich per E-Mail in Kontakt treten. Bei der Fernwahrnehmung versuchen Menschen, Dinge zu sehen, die räumlich oder zeitlich von ihnen getrennt sind. Die Lösung des größten Rätsels aller Zeiten liegt höchstwahrscheinlich also im Raten – denn nur Münnich weiß, ob es das Bild, das andere „sehen", tatsächlich vorliegen hat. Beweise für die Fernwahrnehmung gibt es nicht.

Für alle, die das Notpron knacken, hat Münnich übrigens ein besonderes Geschenk übrig: Eine Urkunde, die zum Beispiel Kenntnisse im Tonschnitt, HTML-Programmieren, Online-Research-Fähigkeiten und „Einsichten in die komplexe Funktionsweise eines Computers" bescheinigt.

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