Noch nie war in Deutschland das soziale Gefälle in der Wahlbeteiligung so groß wie bei den letzten Bundestagswahlen 2009 und 2013. Und es spricht wenig dafür, dass es dieses Mal anders sein wird. Diese Erkenntnis führte im Frühjahr bei der Großen Koalition zu heftigem Gezerre bei der Formulierung des Armuts- und Reichtumsberichts.
Fakt ist: Bei vielen Menschen, die in Deutschland wenig verdienen oder arbeitslos sind, hat sich ein dramatischer Rückgang der Wahlbeteiligung vollzogen. Die Armen versprechen sich nichts mehr von der Demokratie. Sie erleben, dass ihr reales Einkommen sinkt oder stagniert. Wozu noch wählen gehen? Fatalerweise verlieren sie damit noch mehr an politischem Einfluss. Denn wer Geld hat in Deutschland, verschafft sich Gehör. Und die Wahlbeteiligung der Wohlhabenden ist unverändert hoch und zuletzt sogar gestiegen.
Warum gehen so viele Arme in Deutschland nicht mehr wählen? Warum glauben Sie, dass sich durch eine Wahlentscheidung ihr Leben nicht mehr verbessern lässt? Wie denken Wohlhabende über ihren wachsenden politischen Einfluss? Und was heißt das für unser politisches System? Ein Stimmungsbild aus Düsseldorf, wo Arm und Reich nah beieinander liegen, von Miltiadis Oulios.
WDR 5
Gesendet am 13. September 2017