1 subscription and 1 subscriber
Article

Achtung: Facebook-Betrüger kopieren Profile

"Christian möchte mit dir befreundet sein. Nimmst du seine Freundschaftsanfrage an?" Die meisten tun dies, vor allem, wenn sie die betreffende Person kennen. Aber Vorsicht, der vermeintliche Freund könnte ein Betrüger sein. Die Polizei kennt solches Vorgehen: Die Offenburger Kriminaloberkommissarin Nicole Jäger nennt die Merkmale, die Profile attraktiv für Betrüger machen: "Öffentliche Profil- und Titelbilder, einige normale Fotos sowie junge Kommentare, Interessen, die Herkunft, der Wohnort und eine öffentliche Freundesliste."

Dies treffe jedoch auf sehr viele Profile zu. Man könne es somit auch nicht als "grob fahrlässig öffentlich" bezeichnen. Für den Betrug werden die Facebook-Profile nachgebaut, anschließend folgen Freundschaftsanfragen an Personen aus den jeweiligen Kontaktlisten. "Häufig merken die Nutzer gar nicht, dass sie dieses Profil doppelt in der Liste haben, oder sehen es als Anfrage eines Zweit- oder Neuprofils an", erklärt Jäger. Die Betrüger kreieren oft Notfallsituationen, in denen sie schnellstmöglich Geld benötigten.

Danach erfolgt die eigentliche Abzocke - mithilfe des Bezahlsystems "Zong". Auf der Internetseite von "Zong" wird eine Handynummer eingegeben, anschließend bekommt man einen vierstelligen Code auf das zu dieser Nummer passende Handy geschickt. Gibt man diesen auf der Internetseite ein, wird das Geld abgebucht. Die Betrüger brauchen also die Handynummer und den Code.

300 Euro verloren Auch das Profil von Kai Gieringer aus Offenburg wurde kopiert: "Plötzlich haben mich viele Leute angerufen und gefragt, was das soll." Bei einem Freund habe er dann gesehen, dass es sein Profil doppelt gibt. Der einzige Unterschied: "Auf dem kopierten Profil fehlte der zweite ›i‹-Punkt in meinem Namen", sagt Gieringer. Mindestens einer seiner Freunde ist auf die Masche hereingefallen - und hat so 300 Euro verloren.

"Ich habe eine Freundschaftsanfrage von Kai bekommen und dachte, er hätte sich ein neues Profil angelegt", sagt der Niederschopfheimer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Dennoch war er zunächst misstrauisch. Als er aber sah, dass ein gemeinsamer Bekannter auch in der Freundschaftsliste ist, wuchs das Vertrauen. Er schrieb den "Freund" an.

Der "falsche Gieringer" antwortete, er sitze gerade mit einem Freund zusammen. Sie hätten gewettet, dass er, das spätere Opfer, seine Handynummer und die Codes, die zum Überweisen des Gelds notwendig sind, nicht rausrücken würde. Verschicke er die Codes, würde "Kai" gewinnen. Als Dankeschön gäbe es die Tage ein gemeinsames Bier. Er solle sich keine Sorgen machen, er müsse auf keinen Fall etwas zahlen.

Nach einigen weiteren Nachfragen schaffte es der Betrüger, genug Vertrauen aufzubauen. Das Opfer schickte nicht nur seine Handynummer, sondern gleich fünf Codes. Wenige Minuten später erhielt er die Zahlungsbestätigung über 300 Euro. "Ich bin aus allen Wolken gefallen. Als ich Kai dann erneut angeschrieben habe, kam keine Antwort mehr."

Zwar hat er Strafanzeige gestellt, große Hoffnungen mache er sich aber nicht. Auch Gieringer erstattete Anzeige. "Das war genau richtig", sagt Kriminaloberkommissarin Jäger. "Der Sachverhalt sollte auf jeden Fall zur Anzeige gebracht werden. Ohne polizeiliches Aktenzeichen wird kaum ein Schaden ersetzt." Eine Rückerstattung könne man entweder beim Telefonprovider oder bei "Zong" anfragen. Die Ermittlung der Täter sei indes schwierig, da diese meist anonym und aus dem Ausland agieren.

Original