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„Außer Triathlon kann ich doch nichts"

Ehe er sich mit Frau Emma und Baby Lucca in den Urlaub Richtung Italien verabschiedete, durfte sich Jan Frodeno gestern im Stadtpark Roth noch einmal feiern lassen. Erneut bejubelten rund 1000 Zuschauern in einem Festzelt den Ausnahme-Triathleten für dessen Weltrekord-Coup am Tag zuvor bei der Challenge Roth .

Dabei waren dem 34-Jährigen vom LAZ Saarbrücken die Anstrengungen des Vortags noch anzumerken. Bis weit nach dem Abschlussfeuerwerk hatte er unzählige Hände geschüttelt, sich mit anderen Triathleten ablichten lassen. "Ich habe bestimmt über 5000 Fotos gemacht", sagte er.

Zeit, Kraft und Muße hatte der Ironman-Weltmeister nach seinem Sturmlauf zur neuen Weltbestmarke über die Langdistanz von 7:35:39 Stunden erst einmal nicht, um über die nächsten Monate nachzudenken. "Ich kann noch nicht sagen, wie meine Saison weiter aussieht", meinte Frodeno gestern vor der Pokalübergabe. Er habe noch nicht mit seinem Trainer Dan Lorang telefoniert. Nur eines wusste er: "Hawaii werde ich auf jeden Fall machen."

Frodeno hat in seiner Sportart so viel erreicht wie kein anderer vor ihm, sei auf eine andere Ebene gehoben. Er gewann als erster Ausdauer-Dreikämpfer Olympia-Gold in Peking und die Ironman-WM im Triathlon-Mekka Hawaii. Als erster in seiner Sportart holte er 2015 die Titel bei der Ironman-EM, -WM und über die halb so lange 70.3-Strecke innerhalb eines Jahres. Und seit Sonntag ist er auch noch Weltrekord-Halter. "Er ist eine andere Liga", sagte der Roth-Vorjahressieger und diesjährige Dritte Nils Frommhold voller Respekt: "Gegen ihn bin ich nur Regionalliga."

Frodeno scheint keine Grenzen zu kennen - und er sucht sich immer wieder neue Meilensteine. Hawaii sei immer ein Ziel, sagte er. "Ich würde sehr gerne meinen Titel dort verteidigen. Es gibt auch noch die Acht-Stunden-Marke auf Hawaii, die noch nicht geknackt ist. Aber das ist abhängig von so vielen Bedingungen, das kann man nicht planen", meinte der gebürtige Kölner, der lange am Olympiastützpunkt in Saarbrücken lebte und trainierte und auch aus Verbundenheit zum Saarland noch für einen saarländischen Verein startet. Irgendwann in den nächsten ein, zwei Wochen steht vermutlich sogar ein Kurzbesuch in Saarbrücken an, von wo aus sein Manager Felix Rüdiger die Koordination der öffentlichen Auftritte Frodenos organisiert.

Die Motivation zu seinen sportlichen Fabelleistungen zieht Frodeno allein aus sportlichen Zielen. "Für mich war Geld noch nie eine erfolgreiche Motivation", sagte er. Daher wird er voraussichtlich in diesem Jahr auch auf die Triple Crown über die 70.3-Strecken verzichten, die ein Rennen in Dubai, die Weltmeisterschaft Anfang September in Mooloolaba in Australien und ein Rennen im Dezember in Bahrain beinhaltet. Der Sieger aller drei Veranstaltungen erhält eine Million Dollar. Frodeno hatte bereits im Januar in Dubai gewonnen.

"Wenn es sportlich läuft, muss man sich ums Finanzielle keine Sorgen machen", sagte er. Für die Zeit nach der Karriere plant Frodeno, der ein halbes Jahr in Spanien und sonst in der australischen Heimat seiner Frau - Olympiasiegerin Emma Snowsill - lebt, dennoch schon. Durch seinen sportlichen Erfolg macht er seine Kaffeemarke "Frodissimo" bekannt. Im Triathlon-Park in Roth hatte er eine Lounge, in der Frodeno nach dem Zieleinlauf für die Fans zu treffen war.

Doch jetzt ist erst einmal Urlaub angesagt. Über das Karriereende wird er dabei aber nicht nachdenken. "So lange ich konkurrenzfähig bin, möchte ich weitermachen", versicherte er: "Außer Triathlon kann ich doch nichts."

frodeno.com

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