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Die faulen Geschäfte mit Heilmitteln

Medikamentenfälschern das Handwerk zu legen wäre möglich. Doch oft fehlen noch einfache Kontrollen. Deshalb sollen Forscher den Arzneidetektiven helfen.

Es war 2015 im Norden der Republik Kongo: Gesundheitsbehörden berichten, dass sie bei Hunderten von Kindern rätselhafte Symptome beobachtet hätten - Krämpfe, Schwindel, eine steife Haltung des Oberkörpers. Die Behörden vermuten einen Meningitis-Ausbruch, die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen" setzt ein Notfallteam ein. Doch das Team findet bei keinem der Patienten Meningitis-Erreger. Sie schicken Urinproben der Kinder nach Frankreich. So finden die Ärzte schließlich einen Arzneistoff, der sie überrascht: Haloperidol, ein starkes Psychopharmakon gegen Schizophrenie. Es hat als Nebenwirkung die Symptome der Kinder hervorgerufen. Aber wie kam das Mittel in die Körper der Kinder?

Was alle Kinder allerdings ursprünglich einnehmen sollten, war nicht Haloperidol, sondern Diazepam. Diazepam ist ein krampflösendes und beruhigendes Mittel, das im Kongo auch gegen Fieber und Schmerzen verabreicht wird. Die Hilfsorganisation kaufte Stichproben auf einem lokalen Markt und untersuchte sie. Das Diazepam, das sie dort fanden, enthielt in Wirklichkeit Haloperidol. Das Arzneimittel war gefälscht. „Wir können nur vermuten, dass ein krimineller Händler einen Restposten dieser Haloperidol-Tabletten hatte, die wahrscheinlich über das Verfallsdatum hinaus waren", sagt Lutz Heide. Der Pharmazeut erforscht minderwertige und gefälschte Arzneimittel an der Universität Tübingen. Der Händler habe womöglich nicht gewusst, was er damit machen solle - nur, dass für Diazepam eine hohe Nachfrage besteht. Also habe er wohl ein falsches Etikett gedruckt und die gefälschten Mittel in Umlauf gebracht.

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