Mit Serien ist es wie mit Beziehungen: Wunderschön, bis sie dann vorbei sind. Damit der Schmerz nicht zu groß wird, muss eine neue Lieblingsserie her. Bei Next stellt bento Serien vor, die das Zeug dazu haben.
Titel: "The Night Manager" Stoff: eine Staffel, sechs Folgen à 60 Minuten = 6 Stunden. Über eine Folgestaffel wird diskutiert. Für Fans von: James Bond, Spooks, Sherlock
Hugh Laurie vs. Tom Hiddleston
Jonathan Pine (Tom Hiddleston) wird vom britischen Geheimdienst angeheuert, um den Waffenhändler und "schlimmsten Mann der Welt" Richard Roper (Hugh Laurie, bekannt aus "Dr. House") zur Strecke zu bringen. Was als persönlicher Racheakt beginnt - Roper ist für den Mord an Pines Love Interest Sophie verantwortlich - wird komplizierter, je tiefer Pine in Ropers Welt eintaucht. Hiddleston ist überragend als Pine, heldenhaft und doch nie ganz greifbar, immer auf der Kippe. Und Hugh Laurie macht Roper zugleich unendlich widerwärtig und seltsam charmant.
Frauenpower
Elizabeth Debicki als Ropers Geliebte Jed, die am Ende mehr wegstecken kann, als man bei ihrem zunächst gedacht hätte, und vor allem Olivia Colman als Geheimagentin Angela Burr machen aus einer guten eine großartige Serie. Burr, hochschwanger und unglamourös, ist Ropers Gegenspielerin in einem ungleichen Duell, das in einem denkwürdigen Showdown endet ("Who are you in the grand scheme of things?" - "Oh, in the grand scheme of things? Dunno, I live in Bermondsey").
Verführerisch und düster
Neben all der Spannung ist "The Night Manager" vor allem eines: unfassbar schön anzusehen. Das liegt nicht nur an Tom Hiddleston und Elizabeth Debicki, sondern auch an der aufwendigen Produktion. Schon die Titelsequenz spiegelt die Stimmung der ganzen Serie wieder: verführerisch und düster, edel und zerstörerisch. Selbst Gewalt wird ästhetisiert, etwa wenn der erwürgte Freddie Hamid von oben im tiefblauen Pool treibend gezeigt wird. Ropers Welt ist schön - und grade das macht sie so grausam.
Anspielungen auf James Bond
Tom Hiddleston wurde schon nach Folge 1 als nächster 007 heiß diskutiert und Woche für Woche weiter auf seine Tauglichkeit geprüft. Als er im Finale dann einen Wodka Martini bestellte, war das sozusagen der letzte Satz seiner Bewerbung. Doch halt! Der britische Independent hat auch Hugh Laurie und Olivia Coleman ins Gespräch gebracht. Ganz unabhängig davon spielt die Serie, angefangen schon bei der bereits erwähnten Titelsequenz, immer wieder auf James Bond an, und ist auch in dieser Hinsicht sehenswert. (Allerdings hatte der gegenwärtige Bond-Darsteller Daniel Craig einst für fünf Filme unterschrieben, einer steht nach dem jüngsten Film Spectre also noch aus.)
Für einen Sonntag ohne Ambitionen
"The Night Manager" ist genau richtig für einen Sonntag, an dem man sonst keine großen Ambitionen und Verpflichtungen hat: Die Serie ist so meisterlich erzählt, Cliffhanger and all, dass sie uns problemlos den ganzen Tag auf der Sofakante hält.
Mit nur sechs Folgen hält sie sich aber auch in einem überschaubaren Rahmen, sodass man montags ohne Schlafstörungen in die Woche starten kann.
"The Night Manager" läuft bei Amazon Prime und auf iTunes.