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Studienfinanzierung: Ohne Geld ins nächste Semester

Viele Studierende verloren in der Corona-Krise ihren Job - und haben noch keinen Ersatz. Trotzdem will die Bundesregierung die finanzielle Unterstützung für sie aussetzen.

Alexandros Fountoukidis dachte, er hätte einen krisensicheren Job: Kellner in einem Restaurant am Düsseldorfer Flughafen. Was sollte da schon passieren? Zwei bis drei Schichten übernahm er in der Woche. 800 Euro im Monat kamen so zusammen. Damit konnte der 23-Jährige sein Leben als Management-Student der Uni Bochum finanzieren. Dann kam die Corona-Krise; die Flieger blieben unten, das Restaurant am Flughafen war geschlossen, Fountoukidis stand ohne Einkommen da. Zwar hat das Restaurant im Flughafen inzwischen wieder geöffnet, allerdings will sein Chef den Studenten erst wieder in den Schichtplan eintragen, wenn die Vollzeitkräfte ausgelastet sind. Seit März hat er kein Geld verdient.

Bei Tabea Poos, Studentin der Gesundheitsökonomie aus Köln, lief es ähnlich. Die 22-Jährige verlor im März gleich zwei Jobs in der Gastronomie. "Plötzlich hatte ich von einem auf den anderen Tag kein Einkommen mehr", erzählt sie. Das Bafög allein reichte nicht, um dauerhaft Miete und Einkäufe zu zahlen. Von ihren Eltern wollte sie finanziell unabhängig bleiben.

Wie Fountoukidis und Poos gerieten in der Krise viele der rund 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland in eine finanzielle Notlage. Nach der Unterstützung von den Eltern sind Nebenjobs die zweitwichtigste Einnahmequelle deutscher Studierender. 68 Prozent hatten der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zufolge vor der Corona-Krise einen Job, 40 Prozent sind unmittelbar auf diese Einnahmen angewiesen.

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Vor allem in der Gastronomie fielen Nebenjobs weg, aber auch in anderen Branchen wie in der Industrie. Etwa beim Autokonzern Daimler: Dort verlor der 23-jährige Noel Velten zwei Tage vor dem geplanten ersten Arbeitstag seinen Semesterferien-Job. "Dabei war das Geld eigentlich schon fest eingeplant für meinen Umzug nach Wien", sagt der Student, der dort zum Wintersemester mit seinem Masterstudium anfängt. Eine repräsentative Umfrage des Jobvermittlers Zenjob ergab, dass 40 Prozent der arbeitenden Studierenden während der Krise den Job verloren.

Katharina Spieß, Professorin für Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, sagt, die Corona-Krise drohe damit die bestehenden Bildungsungleichheiten zu verschärfen. Kinder von Nichtakademikern seien doppelt betroffen, da sie häufiger einen Nebenjob haben und seltener auf das Geld der Eltern zurückgreifen können.

Im April startete die Bundesregierung eine Reihe von Hilfsmaßnahmen: Studierende konnten einen zinslosen Studienkredit beantragen, und Bafög-Berechtigte haben ein Semester länger Anspruch auf die Förderung, da viele durch verschobene Prüfungen länger studieren. Von Juni an konnten Studierende außerdem Nothilfen beantragen: Je nach Kontostand flossen bis zu 500 Euro pro Monat, die nicht zurückgezahlt werden mussten.

Doch die Hilfe stieß nicht nur auf Begeisterung. Neben der langen Wartezeit wurde bei vielen Studierenden auch andere Kritik an den Hilfsgeldern laut: Anspruch hatte nur, wer weniger als 500 Euro auf dem Konto hatte. Wer 400 Euro für ein WG-Zimmer zahlen muss, geriet also auch dann schnell in finanzielle Not, wenn er am Anfang des Monats mehr als 500 Euro auf dem Konto hatte. Und wer erst seine ganzen Ersparnisse aufbraucht, könnte später Probleme bekommen.

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