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Pflegeheime – jeder Mangel ist einer zuviel

Abendblatt-Mitarbeiter Marc R. Hofmann Foto: Caroline Zenker

In Stormarns Pflegeheimen fehlen Fachkräfte. Dadurch wird die Gefahr vergrößert, dass Missstände nicht rechtzeitig erkannt werden.

Es ist ein Horror für jeden, der selbst in ein Pflegeheim muss oder seine Lieben dort unterbringt, wenn die Qualität nicht stimmt. Die Angst der rund 3800 Bewohner Stormarner Einrichtungen und ihrer Angehörigen davor kommt nicht von ungefähr, wie die Zahlen der Heimaufsicht zeigen.

Die Kreisbehörde agiert pragmatisch, bündelt ihre Kräfte dort, wo sie die größten Missstände vermutet. Als unauffällig eingeschätzte Einrichtungen wie die der Eingliederungshilfe und auch einige Pflegeheime können deswegen nicht mehr regelmäßig überprüft werden. Das ist im Notfall nachvollziehbar, darf aber keine Dauerlösung sein. Groß ist sonst die Gefahr, dass Missstände nicht rechtzeitig erkannt werden und nicht gegengesteuert werden kann, bevor Bewohner leiden.

Für den Wunsch nach Zuwendung fehlt die Zeit

Jeder Pflegemangel ist einer zu viel: Für die betagten und schutzbedürftigen Menschen in Heimen bedeutet jedes Wundliegen, jeder Knochenbruch eine Verschlechterung ihrer ohnehin schon eingeschränkten Lebensqualität. Und: Hier geht es nur um medizinisch sichtbare Folgen. Vieles bleibt ohnehin auf der Strecke, wenn eine auf die Minute berechnete Pflege nur noch die elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen vermag, für den Wunsch nach Zuwendung und Nähe aber keine Zeit lässt.

Viele Bewohner können sich selbst nicht mehr beschweren. Sie brauchen neben ihren oftmals selbst gealterten Partnern auch Angehörige, die sich kümmern, Vernachlässigung erkennen und den Mut haben, Probleme zu melden. Nicht jeder hat solche Angehörigen. Demnach dürfte die Dunkelziffer der Mängel noch höher sein. Das ist wohl die bittere Realität in einer alternden Gesellschaft, in der Pflege zwar immer teurer, aber nicht automatisch besser wird.

+++ Lesen Sie hier einen Bericht zu dem Thema +++

Marc R. Hofmann

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