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Transidente Liebe

Kristine wurde im falschen Körper geboren. In diesem Körper heiratet sie eine Frau. Dann vollzieht sie eine Geschlechtsangleichung. Und die Ehe? Ihre Frau erzählt die Geschichte ihrer Liebe.


Ich lernte meinen Partner 1982 in einer Kneipe kennen. Sein Lachen gefiel mir. Zu Beginn unserer Beziehung telefonierten wir viel, und er sagte mir schnell, dass er mich liebt. Ich war verblüfft und auch beeindruckt, dass ein Mann das so schnell sagen kann. 1984 heirateten wir.


Mein Mann hatte damals schon längere Haare, er war nie super männ- lich. Mir gefiel das. Auch seine Zuvorkommenheit und sein Harmoniebedürfnis. Wir konnten uns schön unterhalten und haben viel gemeinsam gelacht.


Wir bekamen drei Söhne. Wir hatten die klassische Rollenverteilung: Er ging zur Arbeit, ich blieb zu Hause, kümmerte mich um die Erziehung und den Haushalt. Er war ein toller Vater und Ehemann. Er spielte viel mit den Kindern, nahm sie auf sei- nem Motorrad mit oder ging mit ihnen Ski fahren.


Eines Tages, 2015, kam er von einer Geschäftsreise zurück, unter seinen Augen waren tiefe Schatten. Es war verschmierte Wimperntusche. Er sagte: ›Du, ich glaube, ich fühle mich eher als Frau denn als Mann.‹ [...]


Zu lesen im SZ Magazin Ausgabe 11. Mai 2023


Fotos: Thomas Pirot.