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Facebook. Und was jetzt?

Facebook. Und was jetzt?

Es hört sich an wie ein ganz schlechter Scherz. Da setzt ein Psychologiedozent namens Aleksandr Kogan ein Psychoquiz um, kommt so an Daten von mehr als 87 Millionen Facebook-Profilen und verkauft diese Daten an Cambridge Analytica – fertig ist der Datenskandal. absatzwirtschaft analysiert die Phase vor und nach dem Eklat, spricht mit Vertretern von Marken, die bei Facebook werben, und fragt, wie wichtig das soziale Netzwerk jetzt noch ist.

„Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber Neuem?“ „Wie perfektionistisch sind Sie?“ „Wie gesellig sind Sie?“ Mit solchen und ähnlichen Fragen verbreitete sich das Psychoquiz von Aleksandr Kogan im Jahr 2014. Soweit nichts Außergewöhnliches: Ein junger Psychologiedozent in Cambridge bot via Facebook ein Quiz an. Doch die Datenmenge, die am Ende dabei rumkam, sorgte für den bislang größten Datenskandal im 21. Jahrhundert. Die Teilnehmer an dieser Befragung gaben nicht nur ihre persönlichen Daten frei, sondern gleich die ihrer Freunde mit, sofern diese es nicht ausdrücklich verboten hatten. Für die höchst umstrittene Firma Cambridge Analytica ein Geschenk. Deren Motto: „Daten beeinflussen alles, was wir tun!“ Herausgekommen ist die Sache, weil der Chef Alexander Nix vor verdeckten Reportern mit Erpressungsversuchen von Wahlkandidaten geprahlt hat. Nix ist mittlerweile suspendiert. Es bleiben: Facebook, ein ins Zwielicht geratener Gründer, ein Whistleblower, Nutzer, deren Daten missbraucht wurden, und Unternehmen, die nicht mehr wissen, was sie in dem sozialen Netzwerk eigentlich noch verloren haben. Dazu kommen Vorwürfe und Schuldzuweisungen, zwischen Facebook und Aleksandr Kogan, Facebook und Cambridge Analytica, Cambridge Analytica und ihrem Whistleblower Christopher Wylie. Facebook und Cambridge Analytica sind ins Visier der Ermittlungsbehörden in den Vereinigten Staaten und Großbritannien geraten. Die Politik ist aufgewacht und merkt, dass die digitalen Konzerne Grenzen brauchen, damit die Nutzer und ihre Daten geschützt werden. Vor allem Unternehmen wie Cambridge Analytica, die mit Daten Unmengen an Geld verdienen, müssen reguliert werden. Im Sinne der Schadensbegrenzung entschuldigte sich Mark Zuckerberg öffentlichkeitswirksam für das Fehlverhalten von Facebook vor dem US-Kongress. Die Senatoren löcherten den Gründer – soweit es ihr Wissen über das Online-Netzwerk zuließ – und der 33-Jährige gelobte Besserung. Facebook hat derweil ungefähr 80 Milliarden Euro Börsenwert eingebüßt. In dieser Titelgeschichte geht es um die Ereignisse vor und nach dem Skandal und um den Schaden, den sich Facebook selbst und anderen zugefügt hat. Wir beleuchten, ob Facebook mit seiner schieren Größe überfordert ist, schauen uns die Persönlichkeitsstruktur von Mark Zuckerberg an und fragen renommierte Marketingexperten, wie sie ihre Zusammenarbeit, ihre Werbemaßnahmen und Kommunikation über das soziale Netzwerk neu gestalten wollen – oder ob alles beim Alten bleibt. Und wir fragen mal ganz fiktiv, was wäre, wenn Mark Zuckerberg die richtigen Konsequenzen aus dem Datenskandal zöge.