Die Party ist im vollen Gange, die Musik ist laut, die Stimmung gelöst. Doch dann beobachtet man am anderen Ende des Raumes die Gastgeber, ein junges Paar: Er gestikuliert wild mit den Händen, sie verschränkt die Arme, dreht sich weg, ihre Miene wirkt verbittert. Und plötzlich ahnt man, dass es Zeit wird, die Sachen zu packen und nach Hause zu gehen.
Die Sprache gilt als das zentrale menschliche Kommunikationsmittel. Doch oft erkennen wir auch ohne sie, wie sich unser Gegenüber fühlt, was er denkt oder verschweigt - dank zahlreicher, fein nuancierter nonverbaler Signale unseres Körpers. Eine hochgezogene Augenbraue, ein strafender Blick, ein sanftes Streicheln der Haare reicht oft aus, um uns eine bestimmte Botschaft zu vermitteln. Manche dieser Signale senden wir bewusst, viele jedoch, ohne es zu merken. Gemeinsam ist allen: Sie werden blitzschnell verstanden und sind darum ein zentraler Aspekt menschlicher Interaktion. Ich sehe, was du fühlst
Die Palette nonverbaler Ausdrucksmöglichkeiten ist groß und beinhaltet alles, was außerhalb der Sprache und Stimme liegt, also extraverbal ist. Dazu zählen Mimik, Gestik, Körperhaltung und Körperbewegung. Einige Forscher rechnen aber auch die Tonhöhe der gesprochenen Worte, die Satzmelodie und die Sprechgeschwindigkeit zu den nicht-verbalen Äußerungen. Diese so genannten paraverbalen Äußerungen sind zwar sprachbegleitend, können aber mitunter eine ganz andere Botschaft vermitteln. Etwa, wenn die Gastgeberin aus unserem Beispiel an der Tür sagt, wie schade sie es finde, dass man schon gehe, man aber an ihrem Tonfall merkt, dass sie heilfroh ist, die Party zu beenden.
Alles an uns kommuniziertWie ein Radiosender schicken wir also permanent Signale in die Umwelt, die von anderen empfangen werden können. Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick drückte das einmal so aus: "Wir können nicht nicht kommunizieren". Selbst blind geborene Menschen werfen ihre Arme hoch, wenn sie sich freuen, oder sinken zusammen, wenn sie traurig sind - nonverbale Kommunikation ist also vermutlich angeboren. Manche Gesten oder Gesichtsausdrücke werden jedoch auch kulturell geprägt. Schau mir in die Augen, Kleines!
Meist sind wir uns der Interaktion jenseits der Sprache gar nicht bewusst. Nonverbale Zeichen schleichen sich automatisch und intuitiv in unser Verhalten ein. So denkt man gewöhnlich nicht nach, bevor man sich an der Nase kratzt oder mit den Schultern zuckt. Zuweilen wundern wir uns daher auch über die scheinbar plötzlichen Reaktionen anderer, die eigentlich nur eine Antwort auf unser unbemerktes Verhalten sind. Andere verstehen diese Bewegungen jedoch als unmissverständliche Botschaften: "Mir stinkt's!" oder "Ist mir doch egal!" Manche Forscher vermuten sogar, dass wir so etwas wie eine unbewusste Grammatik der Gesten besitzen könnten, eine eigene Sprache neben der Sprache. Die Grammatik der Gesten
Es gibt aber durchaus auch Gesten und Körperbewegungen, die bewusst in die Sprache eingebaut werden können, um beispielsweise bestimmte Wörter zu betonen oder lautsprachliche Ausdrücke zu ersetzen. In einer Diskothek, in der wegen der lauten Musik Gespräche unmöglich sind, kann so die halb geöffnete Faust, die mit einer Bewegung Richtung Mund das Trinken aus einem Glas simuliert, zu einer Einladung werden, und eine abwehrende Handbewegung zu einem Laufpass. Manchmal setzen wir auch bewusst mit unserem Körper falsche Signale - etwa mit einem höflichen Lächeln, auch wenn wir eigentlich genervt sind. Das Geheimnis des Lächelns