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Review

Hoffnung Mensch (Schmidt-Salomon 2014)

Es handelt sich bei dem Buch um ein so gedanklich weittragendes wie thematisch reichhaltiges Finale einer "Symphonie", deren erste drei "Sätze" in dem "Manifest des evolutionären Humanismus", dem Nietzsche-Tribut "Jenseits von Gut und Böse" und der Streitschrift "Keine Macht den Doofen" bestehen. Man muss die ganze Komposition aber nicht in dieser Reihenfolge "hören", sagt mir meine Leseerfahrung.

Michael Schmidt-Salomon wurde in Trier geboren, wie 150 Jahre zuvor Karl Marx. Und wie dieser zeigt er sich als weltanschaulich engagierter Philosoph. Für beider Positionen kennzeichnend ist eine Verbindung von Humanismus und Naturalismus. Der Mensch steht im Mittelpunkt, aber nicht mehr als Krone göttlicher Schöpfung, sondern unter wissenschaftlich-säkularen Voraussetzungen.

Anders als Marx, zieht Schmidt-Salomon nicht nur aus der Gesellschaftsgeschichte, sondern aus der gesamten Naturgeschichte Schlüsse für ein neues Menschenbild: Evolutionärer Humanismus. Die Hoffnungen, die er an diese Vorgabe knüpft, unterscheiden sich entsprechend von den revolutionären marxistischen Zukunftsperspektiven. Bemerkenswert ist zudem, dass die Überlegungen des jüngeren Trierers eher Diskussionsanstöße für seine Leser sein wollen und weniger dogmatische Verlautbarungen als die Publikationen des älteren. Was dem in den vergangenen 150 Jahren offener gewordenen Verständnis von Wissenschaft verdankt sein könnte.