2 subscriptions and 1 subscriber
Apostile

Was wir tun können

Menschen können bestrebt sein, sich möglichst klug zu verhalten. Oder auch möglichst selbstsicher. Oder möglichst zweckdienlich. Oder rücksichtsvoll. Oder diszipliniert. Oder liebevoll. Oder gottgefällig. Oder welche Verhaltensmaßstäbe oder Lebenseinstellungen sonst noch in Betracht kommen. Je mehr sie sich einen bevorzugten Maßstab zu eigen gemacht haben, desto unbeirrbarer ihr entsprechendes Verhalten.

Ein solches Sich-zu-eigen-Machen hat einen religiösen Wesenszug, ganz gleich, ob dieser mit einer offiziellen Religion im Einklang oder nur von einer vergleichbaren Verbindlichkeit und Intensität ist. Die Religiosität steht und fällt mit der Überzeugtheit von einer praktisch-sittlichen Grundhaltung. Ein in diesem Sinne völlig unreligiöser Mensch könnte zwar alles Mögliche bedenken, diskutieren und begründen, wäre aber unfähig, sich irgend etwas davon zu Herzen zu nehmen und mit Entschiedenheit in die Tat umzusetzen. Menschen sind religiös begabte Wesen unabhängig davon, ob sie sich zu einer Religion bekennen oder nicht, sich einer Religion zu- oder von ihr abkehren. Wo ihr Herz, ihr Lebensantrieb ist, da ist auch ihre Religion.

Es bleibt nicht aus, dass unterschiedliche Antriebe und Bestrebungen zu zwischenmenschlichen Irritationen führen. Wegen dieser Tatsache sind Religionskriege jeglicher Art vollkommen deplaciert, ein diplomatischer Austausch miteinander indessen der begrüßenswerte Dauerzustand.

ABC-Bild: Tim Reckmann / pixelio.de