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Links: Naziplakat 1938 - Rechts: aktuelles Wahlplakat in Kroatien

Retro ist schick. Dieses Motto nimmt sich die rechtsextreme kroatische Partei HSP für die kommenden Kommunalwahlen zu Herzen. Besonders die 1930er Jahre im deutschen Reich scheinen es den Parteifunktionären auf der sonnigen Insel Korčula angetan zu haben.

Sie haben am Donnerstagmorgen auf Facebook ein aktuelles Wahlplakat veröffentlicht, das einem Plakat des "Winterhilfswerks des Deutschen Volkes" (WHW) ziemlich ähnlich ist. Das WHW unterstand direkt dem Propagandachef des dritten Reichs, Joseph Goebbels, und sammelte zwischen 1933 und 1945 Spenden für "bedürftige Volksgenossen", während Millionen andere Menschen aus dem Kreis der "Volksgenossen" ausgeschlossen und vernichtet wurden.

Mit dem erstaunlich ähnlichen Plakat wirbt nun der kroatische Lokalpolitiker Toni Šaina für sich und seine rechtsextreme Partei HSP. Auf der kroatischen Version steht nicht "Ein Volk hilft sich selbst", sondern "Ehrlich, konsequent und unabhängig" (Posteno - Dosljedeno - Samostalno).

Sinn des ursprünglichen Plakats war es, eine "gesunde arische" Familie zu porträtieren, wie sie sich die Nationalsozialisten oder auch Autorinnen wie Eva Hermann vorstellen. Der Mann wacht über die Familie. Die Aufgabe der Frau ist es, viele gesunde arische Kinder auf die Welt zu bringen.

Auf dem kroatischen Plakat ist hinter der Familie ein Schachbrettwappen zu sehen. Das Muster ist auch im Wappen der kroatischen Flagge vertreten. In der Version auf dem Plakat endet und beginnt es allerdings in der obersten Reihe mit weißen Flächen. So ist es auch auf dem Wappen der kroatischen Nazikollaborateure der Ustascha zu sehen, die zwischen 1941 und 1945 Hundertausende Juden, Roma, Serben und Oppositionelle ermordet haben.

Auf Nachfrage des kroatischen Onlinemagazins Lupiga äußerte sich Paić Karaga, der Macher des Plakats, folgendermaßen: "Hören Sie, ich habe keine Ahnung, was sie von mir wollen. Das hat nichts mit Hitler zu tun. Das ist einfach eine normale kroatische Familie mit dem kroatischen Wappen und der Kathedrale von Korčula."

Dieses Plakat hat selbstverständlich nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun - was man schon an den vielen Unterschieden erkennt.

1. Auf dem kroatischen Wahlplakat ist kein Reichsadler mit Hakenkreuz zu sehen, sondern die Kathedrale des heiligen Markus auf Korčula. Und wie wir alle wissen, können Christen gar keine Nazis sein.

2. Südslawen, wie der Autor dieses Texts einer ist, haben dunklere Haare als reinrassige Arier. Allein schon deswegen kann es sich bei den Urhebern dieses Plakats nicht um Nazis handeln.

3. Das Mädchen schaut in der linken Version auf das Baby. In der rechten Version blickt es den Betrachter direkt an und sieht dabei aus wie Chucky die Mörderpuppe. Das ist eine Anspielung auf den Film und nicht auf den Nationalsozialismus.

4. Der Junge auf dem nationalsozialistischen Plakat trägt eine Krawatte, der auf dem rechten nicht.

Und damit ist bewiesen: Nie und nimmer kann es sich bei dem kroatischen Plakat um eine Referenz auf die Nazis halten.

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