Wenn bei der WM in Kanada die mexikanische Nationalhymne erklingt, sind manche Spielerinnen eindeutig nicht textsicher. Kein Wunder: Die Hälfte des Teams kommt aus den USA. Die Sportlerinnen hatten dort im College und manche sogar mit der U-23-Frauenmannschaft Erfolg, bevor sie ins Team Mexiko wechselten.
Zum Beispiel: Veronica Perez aus Kalifornien. Ihre Eltern stammen aus Mexiko. Die Mittelfeldspielerin schoss das Tor für Mexiko beim Eins zu Eins gegen Kolumbien. Bis 2009 spielte Perez in den USA. Bei einem College-Trainingscamp in Los Angeles kam der Assistenzcoach der mexikanischen Nationalmannschaft auf sie zu, erzählt sie: "Er hat mich zum Training eingeladen und so hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit internationalem Profi-Niveau. Ich habe ihnen gefallen und sie haben mich immer wieder eingeladen. Seit 2010 habe ich mittrainiert."
Die richtige EntscheidungDie US-Nationalmannschaft zeigte dagegen kein Interesse. So beantragte Perez die doppelte Staatsbürgerschaft und kam ins mexikanische Team.
In den USA geborene Spielerinnen stellen seit 1999 etwa die Hälfte der Nationalmannschaft. Kein Wunder: Erstens gibt es in Mexiko keine Profiliga. Außerdem sind die Chancen groß, in den USA talentierte Sportlerinnen zu finden, die eine Mutter oder einen Vater aus Mexiko haben. Das ermöglicht die doppelte Staatsbürgerschaft und damit die Mitgliedschaft in der Nationalmannschaft. Doch unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Stile führen zu Konflikten. Mexikanische Medien, Fans und Spielerinnen kritisieren den Fußballimport aus den USA. Es ist völlig unvorstellbar, dass ein "Gringo" für die Nationalmannschaft der Männer auflaufen würde
Teresa Noyola hatte ein anderes Problem. Die Stanford-Absolventin in Mathematik und Computerwissenschaften bekam mehrere Fußball-Preise, darunter die höchste Auszeichnung im College-Sport: die Hermann Trophy. Doch 2009 in einem Trainingcamp mit der U-20-Nationalmannschaft signalisierte ihr Coach Jill Ellis: "Wenn ich du wäre, würde ich mir überlegen für Mexiko zu spielen." Noyolas Verteidigungsstil passe nicht ins US-Konzept. Ein Schock, den die Spielerin inzwischen überwunden hat. Ihre Eltern kamen wie Millionen andere Mexikaner in die USA, um ein besseres Leben aufzubauen. Noyola geht - wie die anderen US-Spielerinnen im mexikanischen Trikot - zurück, um ihren Traum zu verwirklichen:
"Fußball ist meine Priorität. Es ist meine größte Leidenschaft und mit Mexiko kann ich die auf höchstem Niveau ausleben. Ich will mein Land so gut ich kann vertreten und kann hoffentlich dabei helfen, dass Frauenfußball in Mexiko mehr Anerkennung bekommt."