Sichtlich verlegen krempelt Hugo seine Jeans am rechten Bein hoch und zeigt die elektronische Fußfessel über dem Knöchel. Der 36 Jahre alte Vater von drei Kindern möchte seinen Nachnamen nicht sagen. Er hat vor über zehn Jahren illegal die Grenze zwischen Mexiko und den USA überquert. Bei einer Razzia in der Fabrik, in der er arbeitete wurde er entdeckt. Seit fast einem Jahr steht Hugo unter Hausarrest.
"Ich habe einen Gerichtstermin am 18. September. Wenn ich da keine Papiere vorlege, werden sie mich von meiner Frau und den Kindern trennen. Ich komme in Haft oder werde abgeschoben."
Wie tausende Einwanderer ohne Papiere erhofften Hugo und seine Familie Hilfe von Präsident Obama. Der versprach am 30. Juni, er werde noch in diesem Sommer einen vorübergehenden Abschiebestopp und Arbeitsgenehmigungen für Immigranten erwirken - notfalls per Erlass.
Doch dann eskalierte die Debatte um illegal einwandernde Kinder ohne erwachsene Begleitung aus Mittel- und Südamerika. Angst vor Überforderung von Bildungs- und Gesundheitssystem, vor zu vielen billigen Arbeitskräften und Überfremdung machten das Thema Immigrationsreform zum Minenfeld. Demokratische Kongressabgeordnete, die am 11. November zur Wahl stehen, drängten den Präsidenten, die Reformen zu verschieben. Weil sie fürchten, nach der Mehrheit im Abgeordnetenhaus auch die im Senat zu verlieren. Barack Obama machte einen Rückzieher.
Marielena Hincapie Geschäftsführerin des US-Zentrums für Immigrationsrecht:
"Der Präsident wird entweder in die Geschichte eingehen als erster schwarzer Präsident, der mehr Einwanderer abgeschoben hat als irgendein Präsident vor ihm oder als Präsident, der praktische Lösungen des Problems auf eine solide rechtliche Grundlage gestellt hat."