Weil der Akzent verrät, dass Olga Komarova nicht in Deutschland geboren wurde, wird sie immer wieder gefragt, woher sie kommt. Sie antwortet dann „Aus Nürnberg“ – und diese Antwort ist ehrlich. Olga Komarova wurde in Moskau geboren (hat aber nur einen Monat dort gewohnt) und verbrachte ihre Kindheit in mehreren ukrainischen Städten: Sumy (Osten), Ternopil (Westen) und Kyiv. Mit 16 Jahren zog sie nach Deutschland, wie sie mehrfach den Wohnort wechselte: Von Bielefeld ging es über Münster und München nach Nürnberg, wo Olga Komarova seit 14 Jahren lebt – länger als irgendwo sonst. „Diese Stadt hat mich aufgenommen“, sagt sie. Hier wurde ihre Tochter geboren. Und Olga Komarova ist „stolz und dankbar“, dass sie hier in Nürnberg das kulturelle Leben mitgestalten darf: viele Jahre als freie Kulturschaffende und seit einiger Zeit als Mitarbeiterin beim Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg. Ihre berufliche Tätigkeit, ob beim Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne oder im Rahmen des Projektes KommVorZone, hat viel mit dem öffentlichen Raum und mit der Stadtgesellschaft zu tun. Olga Komarova ist gerne draußen und ihre Stadt ist für sie mehr als mein Wohnort: „Sie ist ein Organismus, ein Kunstobjekt und eine geliebte, wenn auch manchmal trotzige, Lebenspartnerin.“
1. Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer
Nürnbergerischsten Seite:
Jetzt wird’s klischeehaft: in der ganzen Welt ist Nürnberg wegen Dürer und
Führer bekannt. Beim Tiergärtnertor ist für mich der Nürnbergischster Platz:
die Burg, das Dürer-Haus, die Hasenskulptur und eine Limo vom Wanderer. (der
Führer kommt noch ins Spiel :)
2. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in
Nürnberg finde ich hier:
Das Reichsparteitagsgelände. Dieser Ort ist wie eine Narbe auf dem städtischen
Körper und ich bin froh, dass die Stadt sich keine Schönheits-OP machen ließ.
In Momenten der Unruhe oder wenn ich über mein Leben nachdenken möchte, gehe
ich hier spazieren und mache an diesem Ort gerne immer wieder kleine
Videoperformances oder auch größere Kunstprojekte als freie Künstlerin.
3. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Weißgerbergasse ist für mich ein Ort, wo ich mich ein Bisschen wie bei einer Städtereise fühle. Zuletzt saß ich hier mit Freunden, aß leckeres Eis von der Eismanufaktur und es fühlte sich fast wie im Urlaub.
4. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat
die Stadt für mich Zukunft:
Die Südstadt allgemein. Hier wohne ich und teilweise arbeite. Der Stadtteil ist
mega-unterbegrünt und in 10 Jahren wird es hier unerträglich wegen der
Klimakrise. Aber genau das macht mir Hoffnung, dass der Stadtteil sich stark
ändern wird. Krisen führen oft zu positiven Veränderungen. Ich bin gespannt ;)
6. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
Prinzregentenufer, als ich im Sommer 2009 aus München kam und die Straße
entlang hastete, um rechtzeitig bei der Aufnahmeprüfung an der TH Nürnberg zu
erscheinen. Zum Glück habe ich die Prüfung bestanden und durfte während meines
Studiums durch das Prinzregentenufer weiterhin regelmäßig laufen. Und jetzt
habe ich in der Nähe eins meiner Büros ;)
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