Lieblingsnürni Pauline Füg
Auf dem Weg von Bremen nach Augsburg vereinbart Pauline Füg einen Interviewtermin, den sie wenige Tage später von Dubai aus per Videocall wahrnimmt. So viel Reise, denkt man und fragt: Ist das stellvertretend für dein Leben?, und dann lacht sie und sagt: Ja, irgendwie schon. Vor allem für das berufliche. Pauline Füg (39) flieht als Vierjährige mit den Eltern aus Leipzig nach Nürnberg, wo sie wurzelt, um später in Eichstätt Psychologie zu studieren und nebenbei ab 2003 ein bisschen Pionierarbeit in der deutschen Poetry Slam-Szene zu leisten, für die Pauline Fügs Stil bis heute als prägend gilt. Seitdem flattert die Autorin und Bühnen-Poetin durch Bayern und die Welt, um selbst aufzutreten, zu moderieren oder sich in Workshops um den Nachwuchs zu kümmern, therapeutische Projekte wie die „demenzPoesie“ zu entwickeln, Lyrikbände zu veröffentlichen oder sich als Coachin mit dem Thema Mental Health auseinander zu setzen – ein Wirken, für das die 39-Jährige neben vielen anderen Auszeichnungen wie dem „Anerkennungspreis der Akademie für gesprochenes Wort und PEN“ bereits 2011 den Kulturpreis Bayern verliehen bekam. Mittlerweile lebt Pauline Füg in Fürth und möchte werben – für die Stadt, vor allem aber ein friedliches Verhältnis der beiden Zankäpfel.
1. Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite:
Vom Hauptbahnhof Richtung Burg durch die Innenstadt, vorbei an der Lorenzkirche, über die Spitalbrücke, den Hauptmarkt und am Bratwursthäusle den Berg hoch zur Burg – zu klischeehaft? Für mich nicht. 1987 bin ich mit meiner Familie aus der DDR nach Nürnberg geflohen – die Erinnerungen an den ersten Eindruck hier sind für mich bis heute prägend.
2. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier:
Ich liebe es, weit schauen zu können, das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Überblick, das ich auch auf meinen Reisen immer aufsuche und in Nürnberg am besten egal wo oben auf der Burg finde. Abends, wenn die Touris weg sind, finde ich hier eine Ruhe, die ich mir weiter unten am liebsten in irgendeiner der verwinkelten Eckchen der Hallerwiese suche – mit Weinschorle und einem Plausch.
3. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Ich bekomme beruflich so viel Input, dass ich in meiner Freizeit gerne Basics mache. Wenn mich Leute besuchen, zeige ich ihnen die Museen, das Cinecitta, das Reichsparteitagsgelände – vor allem, um ihnen vom Regenbogenpräludium zu erzählen, diesem besten aller Kunstwerke, bei dem Nürnberg im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung so vorgeführt wurde. Eine Geschichte, die ich gern erzähle.
4. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
In den letzten Jahren, vielleicht durch die Pandemie, hat sich in der jungen Literaturszene der Stadt extrem viel getan. Ich habe das Gefühl, überall schießen kleine Pflänzchen aus dem Boden, die das Zeug dazu haben, etwas Großes in Bewegung zu bringen. In Desi, Klüpfel und Luise wird das in zahlreichen Lesungen, Workshops und Aktionen besonders deutlich. Eine meiner Missionen ist, diese subkulturellen Pflänzchen zu bündeln und zu vernetzten, und zu hoffen, dass die Stadt sieht, was da passiert.
5. Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
Statt wie früher in Rakete oder Mitte die Nächte durchzutanzen gehe ich mittlerweile viel lieber auf kleine Festivals und Rooftoppartys in der Region – am allerliebsten aber zum „Extatic Dance“, eine wunderbare Veranstaltung, auf der man in wechselnden Locations wie z. B. dem Südpunkt tanzt – tagsüber, nüchtern und am besten barfuß.
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