1 subscription and 4 subscribers
Apostile

Die Partykolumne - Grüß dich!

Seit einiger Zeit werde ich ziemlich häufig gefragt, wie es mir geht. Könntest du sagen: Ist doch schön, Interesse, Mitmenschen, Nächstenliebe und Dings. Ich undankbares Geschöpf aber reagiere in 99 von 100 Fällen mit Schweißausbrüchen, Farbwechseln wo du sagst: Kalamari nichts dagegen, und mit großer Wahrscheinlichkeit hernach einem Wutanfall. Und hab ich vorher eher wenig verdrießlich geschaut, so tu ich’s hinterher bestimmt. Der Hund liegt wie so vieler Schwachsinn, der derzeit zu uns hereindefiliert, in den USA begraben. Gut, vielleicht auch ein bisschen in jedem anderen englischsprachigen Land, aber Vorurteile bekräftigen ist eh en vogue. USA also. Wer schonmal viel ins Englischsprachige geschäftskorrespondiert hat, der weiß, dass eine Primaregel lautet: Schreibe alles so höflich wie du kannst, und dekoriere das dann noch mit Schokolinsen, Sahnetürmen und Blumensträußen. Erst wenn es dich in der Speiseröhre juckt, wird dein Gegenüber dich nicht mehr als unflätigen Deutschen empfinden. Isso. In diese gesellschaftliche Liturgie gehört zwingend auch die Frage nach dem Wohlbefinden. Antwortest du also auf „How are you doing?“ unbedingt mit einem überschwänglich positiven Bekunden und gibst die Frage postwendend zurück. So machen die das seit ungefähr schätzungsweise kurz nach Columbus, und das ist auch gut so. Wir. Nicht. Wir smalltalken nicht, sondern kommen zum Punkt, weil Zeit ist Geld und Geld hat man stets zu wenig. Dafür verfügt die deutsche Sprache über ungefähr 137 Varianten adäquater Grußformeln, worunter mutmaßlich die gängigsten „Hallo!“, „Guten Tag!“, „Hi!“ und „Ey servushallogrüßdichservus alte Hippe!“ sind. So und jetzt kreizdeifi reicht das freilich wieder nicht. Und als wäre es nicht schon irritierend genug dass seit weiß ich nicht wann Menschen beständig mit Kennermiene nicht mehr von „letztendlich“ oder „letzten Endes“ sprechen, sondern immer nur noch davon, dass irgendwas „am Ende des Tages“ irgendwie ist oder wird, müssen neuerdings Menschen statt „Hallo!“ sagen „Wie geht’s?“ Früher war das ein Einzelfall, mit dem mich eine Person belästigt hat: Von der Ferne im Flur hat’s mir entgegen gewiegehtst, um dann an mir vorbeizurauschen, derweil ich grad ob der Aufmerksamkeit errötend angefangen hatte, in mich hineinzufühlen. Da schaust dann schon auch erst einmal blöd, so die ersten ein bis siebzehn Male. Gewöhnt hab ich mich daran nie, und es wird nicht besser davon, dass das jetzt immer jeder machen muss. Vielleicht hilft umgekehrte Psychologie. Statt gestresstem „Jaöhmalsomhmmgutunddir?“ einfach sagen: „Boah, du, ich hab eine Mordsanalfistel, die mir seit Wochen zu schaffen macht, kannst dir vorstellen was das alles mit sich bringt? Pass auf: … “ Oder: „Guuuuuut dass du fragst, ich bin schon den ganzen Tag so saumäßig genervt dass ich mich echt einmal auskotzen muss. Also das war so … “ Oder (aufschluchzend): „Eheheheheheeendlich fragt mich mal jemand, mir geht’s soooohohoho schleeeecht, mein H-h-h-h-haamster ist gestorbuääääähn!“ und dann schön an die Schulter werfen und einmal kräftig ins Gewand schnäuzen. Also überlegt’s euch gut. Oder sagt halt einfach „Ey servusgrüßdichservus alte Hippe!“ zu mir. Hopp! „Mdngt City“ (Stereo, Klaragasse), „Querbeat“ (KK, Königstr) und am Samstag „White Party“ (T90, Flughafen), „Orchid“ (Zentralcafé, Königstr), „Why so serious“ (Rakete, Vogelweiher), „Traphouse Speziale“ (Z-Bau, Frankenstr) und sonst hab ich glaub ich schon erwähnt dass sommerstandesgemäß draußen und tagsüber gefestivalt wird und nicht so sehr nachts in Kellern, gell. Wie’s euch damit geht? Mir doch egal.