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Apostile

Die Partykolumne - Gelbwurst

Manchmal ist eine Einkehr in einem Fleischereifachverkauf allem veganen Gewese zum Trotz zwingend erforderlich. Nach so einer ausgedehnten körperlichen Betätigung beispielsweise, weil so eine schöne dicke Jagdwurstsemmel, die erfrischt halt einfach nach fünf argen Stunden Gärtnerei mehr als ein kleines Seitanstangerl zum dran Lutschen mit einem Glaserl Haferdrink. Jedenfalls stand ich da also und schäkerte mit der Fleischereifachverkäuferin und unvermittelt greift die zu einem dicken Trum Gelbwurst und sägt einen amtlichen Ranken davon hinab. Sofort hab ich mich gefreut, yeah, Supergelbwurst, so muss das sein, hab ich gedacht und dann dabei zuschauen müssen, wie das Gelbwurstradl über die Theke hinweg an mir vorbei auf den Boden geworfen wird. Schau ich hin. Steht da nicht urplötzlich ein Zwergenmensch im Metzger? Also so ein fünfjähriger laufender Meter? Der strahlt und stopft sich das Radl in beide Backen, dass es nur so knietscht, derweil ich ähnliche Geräusche mit den Zähnen erzeuge. Kinder, tuts in mir, immer nur die blöden Kinder, immer kriegen die alles und dürfen die alles und anstatt das meine wunde Seele mit dem Gelbwurstradl gestreichelt und mein Einkauf belohnt wird, NEIN, da kommt so ein Meter reingestolpert der noch nicht mal einen Auftrag hat im Leben außer der Frau Mama den Rockzipfel einspeicheln, und DER kriegt das Radl dann, ich mein, wozu kriegt man das überhaupt so hineinsozialisiert als Kind mit der Gelbwurst, wenn dann der ganze erwachsene Mensch, und das dauert fei lang, gell, also wenn der dann andauernd nur noch zuschauen muss, wie andere als er selbst die antrainierte Gelbwurst übers Metzgersgatter gereicht bekommt? Aber gut, so ein Kind, das wird eh immer nur noch bevorzugt, damit’s dann später auf Studentenwohnheimdächern stehen und „Mir gehört die Welt“-umeinanderschreien kann in aller Herrgottsfrüh, und im Zoo, da wird der Hubschraubermutterblick ausgefahren, wennst nicht sofort am Aquarium auf die Seite trittst, damit der Nachwuchs seine Rotznasen und Gelbwurstfinger ans Glas schmieren und „FISCHIS!“ plärren kann, derweil der Hubschrauber stolz ist auf die Brut und selig lächelt anstatt zu sagen „Du Dummbatz“, müsst man direkt sagen, „das ist kein Fisch, sondern ein Delfin, das kannst jetzt schon mal wissen mit drei!“ aber nein, da wird bekräftigt und gelobt und ich steh da und hab nix gesehen, gar nix, obwohl ich 17,50 gezahlt hab und nicht einfach im Buggy reingeschmuggelt worden bin, aber das interessiert ja niemanden und … Hab ich mir dann meine Gelbwurst einfach selber gekauft. Und zwar nicht nur ein Radl! Ätsch! „11 Jahre Club Stereo“ (Fr+Sa, Klaragasse), „Mach2000“ (Kaiserstraße), „13Y Kissklub“ (Fr+Sa, Rakete, Vogelweiherstraße), „Rock meets Metal“ (Cult, Dooser Straße), „La Ola Electronica“ (Z-Bau, Frankenstraße) und am Samstag „Pull the Trigger Summerfist“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „White Party“ (T90, Flughafen), „Heizhausfestival feat. Nasty“ (Nordostpark), „Next Generation Bass“ (KK, Königstraße), „Beat Thang“ (Zentralcafé, ebd.), „Rosa Ballhaus“ (Klingenhof). Bäm Oida! Und am Sonntag kauf ich mir vielleicht ein opulentes Mahl, derweil allerorts die Zwergerl an ihrer Gelbwurst lutschen. SO!