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Klimakrise: Wie unser Konsum im Ausland Wasserkrisen schürt

Wasser ist bereits weltweit ein kanppes Gut zu. Quelle: epa

Wasser steckt in so gut wie allen Konsumgütern. Und sie werden weltweit gehandelt - auch nach Deutschland. Damit hat unser Konsum einen Einfluss auf die Wassersituation im Ausland.


Der Wecker klingelt. Aus der Küche strömt der Duft aufgebrühter Kaffeebohnen. Ein gewöhnlicher Sonntagmorgen in Deutschland. Und eine schon zu dieser frühen Uhrzeit erschreckende Umweltbilanz: Allein für einen Becher Kaffee werden in der Produktion 130 Liter Wasser verbraucht - das ist fast so viel wie eine Badewannenfüllung.


Als drittgrößte Importnation hinter der USA und China ist Deutschland auf viele Waren aus dem Ausland angewiesen. Auch Lebensmittel wie Kaffee werden importiert. Das Wasser, das für die Herstellung eines Produkts benötigt wird, wird in den Herstellungsländern verbraucht, verdunstet oder verschmutzt. Expert*innen unter anderem vom Umweltbundesamt fassen das im "virtuellen Wasserfußabdruck" zusammen.


In Deutschland sind das pro Kopf 7.200 Liter täglich. Unser Konsumverhalten hat damit Einfluss auf die Wassersituation in anderen Ländern. So trägt die Nachfrage nach Lebensmitteln in Deutschland ihren Teil dazu bei, dass sich in manchen Regionen dieser Erde das Wasserrisiko erhöht, z.B. indem Wasser knapp wird, stellt die Naturschutzorganisation WWF fest.


Wie schürt unser Konsum Wasserkrisen?

Eine WWF-Wasserrisiko-Analyse zeichnet dieses Bild: Im Jahr 2050 werden 46 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus Regionen mit einem hohen Wasserrisiko stammen. Unter den Bedingungen eines pessimistischen Szenarios könnten etwa die Bananenanbaugebiete in Ecuador und Kolumbien bis 2050 fünfmal häufiger überflutet werden.

Die Studie fokussiert sich auf fünf umweltrelevante Agrarprodukte: Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben, Kartoffeln und Avocados. Sie sind bei Verbraucher*innen in Deutschland sehr beliebt, ihr Anbau zugleich wasserintensiv. Einige der untersuchten Anbauregionen seien "einem überdurchschnittlich hohen Wasserrisiko ausgesetzt".


"Besonders stark trifft das auf die Kartoffelanbauregion im Nildelta zu. Von dort importiert Deutschland zwischen Dezember und Mai Kartoffeln, wenn hierzulande kaum frische Kartoffeln verfügbar sind. Das in dieser Region bereits heute hohe Wasserrisiko könnte unter einem pessimistischen Szenario bis 2050 sogar um weitere 20 Prozent steigen", heißt es in der Analyse. 


Auch die jetzt schon hohe Wasserknappheit in spanischen Anbaugebieten für Zitrusfrüchte könnte in den nächsten 30 Jahren um weitere 10 Prozent wachsen.

Wasserrisiken werden mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen. Dabei droht am häufigsten eine Verschärfung der Wasserknappheit. Aber auch Überschwemmungen und die Verschlechterung der Wasserqualität nehmen stark zu.

Juliane Vatter, WWF-Wasserexpertin


In welchen Lebensmitteln steckt besonders viel Wasser?

Laut Welthungerhilfe entfällt der größte Anteil der internationalen Wasserströme auf den Handel mit Ölpflanzen - einschließlich Baumwolle, Sojabohnen, Ölpalmen, Sonnenblumen, Raps und andere - sowie auf daraus hergestellte Produkte wie Kleidung oder Tierfutter für den Mastbetrieb. Auf diese Kategorie entfallen 43 Prozent aller internationalen virtuellen Wasserströme.


Die anderen Produkte mit einem großen Anteil sind:

Getreide (17 Prozent)
Industrieprodukte (12,2 Prozent)
Kaffee, Tee und Kakao (7,9 Prozent)
Rindfleischprodukte (6,7 Prozent)

Zitrusfrüchte aus Spanien, Kartoffeln aus dem Nildelta, Nüsse aus Kalifornien: Ob Landwirtschaft in den Anbauregionen zu Wasserknappheit führe, hänge von den lokalen Gegebenheiten ab, erklärt Gunnar Heller vom WWF Deutschland. "Es ist zum Beispiel weniger ein Problem ein "wasserintensives" Gemüse dort anzubauen, wo die Wasserressourcen nicht überstrapaziert werden", stellt Heller gegenüber ZDFheute fest.

Wenn allerdings dieses gleiche Gemüse in Gebieten angebaut wird wo bereits extreme Wasserknappheit herrscht und z.B. Nationalparks durch illegale Brunnen das Wasser für die Bewässerung entzogen wird, dann ist das ein viel größeres Problem.

Gunnar Heller, WWF Deutschland


In welchen Regionen gibt es bereits Wasserkonflikte?

Im Jahr 2019 erklärte das Weltwirtschaftsforum Wasserknappheit und seine Auswirkungen als die größte Gefahr des kommenden Jahrzehnts. Auch Konflikte um Wasser nehmen weltweit zu. Das zeigen Daten des Pacific Instituts. Besonders betroffen sind laut Studie Regionen in Asien.


2021 wurden unter anderem bei einem Wasserkonflikt zwischen Tadschikistan und Kirgistan mindestens 41 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt.


Auch in anderen Regionen Asiens gib es Wasserkonflikte. So werden z.B. die größten und wichtigsten Flüsse Asiens von China kontrolliert - deswegen wächst in Indien und Bangladesch die Unruhe. Expert*innen nehmen an, dass der Kampf ums Wasser hier in den kommenden Jahren noch stärker entfacht werden könnte.


Haben Wasserkrisen im Ausland auch Einfluss auf Deutschland?

Mit unserem Konsum exportieren wir quasi die Umweltprobleme in die Herstellungsländer der wasserintensiven Produkte. Laut WWF steigen mit Wetterextremen wie Dürren oder Überschwemmungen durch die Klimakrise die Wasserrisiken zusätzlich.


Demnach litten Kartoffelfelder in Ägypten und Avocadoplantagen in Chile sowie Peru zukünftig unter Wasserknappheit, während lateinamerikanische Bananenplantagen gegen Überschwemmungen und den Verlust ihrer Ernte kämpfen. Davon direkt betroffen sei am Ende auch der deutsche Lebensmitteleinzelhandel:


Wasserrisiken haben einen Dominoeffekt auf die globalen Lieferketten des Lebensmitteleinzelhandels. Nach Ernteausfällen durch Überschwemmungen oder Dürren kommen weniger Bananen bei uns an und die Preise im Handel klettern nach oben.

Juliane Vatter, WWF-Wasserexpertin

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