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Kommunikationschaos dank Gruppenchats

Ich bin Mitglied von 27 Gesprächsgruppen bei WhatsApp! Hört sich nach Selbsthilfegruppe an? Stimmt genau. Und ich glaube, die brauche ich bald tatsächlich.

Als Nutzerin der "ersten Stunde" habe ich nur die WhatsApp-Gruppen gezählt, die dieses Jahr gestartet wurden. Mit wem da getextet wird und über was? Skiurlaub-Mitreisende und Sportkurs-Mitleidende sind fein säuberlich eingruppiert und die Bandbreite der Themen reicht von der Junggesellinnenabschiedsorganisation und Urlaubsplanung bis hin zur Grilltreff-Gruppe, Familiengruppe, Familiengruppe der besseren Hälfte und so weiter und so fort. Das ist ja alles schön und gut, wären da nicht noch weitere Plattformen und Kommunikationswege.

Facebook, iMessage, Hoccer XO (eine Threema-Alternative) und natürlich E-Mails helfen dabei, mich immer häufiger zur Weißglut zu bringen. Die Organisation eines einfachen Grillabends mit Freunden, bei dem jeder etwas mitbringt, mündet in wilden Tippereien auf dem Smartphone. Ich fühle mich zurückversetzt in die Zeit von Chatrooms, wo gechattet wurde, nur um zu sehen, wie der eigene Text tatsächlich auf dem Bildschirm erscheint und vielleicht sogar kommentiert wird.

Aber zurück zum eigentlichen Problem: Was als WhatsApp-Chat beginnt, wird auf Facebook oftmals in Einzelgesprächen fortgeführt, dann wird hier, und da noch eine SMS versendet und das Kommunikationschaos ist perfekt. Letztendlich hat die einfache Frage, wer was zum Grillen mitbringt, zu einer ellenlangen Diskussion geführt und ich sehne mich ein bisschen nach früher. Früher (manche praktizieren dies angeblich auch heute noch) hat man nämlich telefoniert. Man plante einen Grillabend, rief jeden seiner Freunde an, machte sich nebenbei auf einem Zettel eine Liste, wer das Brot und wer Tomate-Mozzarella mitbringen sollte - basta.

Besonders verhasst: Die Ein-Wort-SMS

Heute geht das nicht mehr. Die andauernde Erreichbarkeit führt zu enormer Unverbindlichkeit. Immer wieder erinnern uns Nachrichten daran, dass eine Verabredung ansteht. Am Tag selbst wird noch mal die Uhrzeit nachgefragt. Kurz vorher die Wegbeschreibung angefordert. Sind wir nicht mehr in der Lage fünf Informationen auf einmal abzuspeichern? Das wäre traurig. Wahrscheinlicher ist die Tatsache, dass wir uns einfach zu sehr auf unsere "mobilen Endgeräte" verlassen. Da stecken schließlich die Informationen drin, die wir brauchen. Irgendwo in den Tiefen der geführten Konversation. Aber warum überhaupt im Gesprächsverlauf suchen? Lieber schnell eine Frage in den Gruppenchat, da sind genug Leute drin, die antworten können. Besonders entnervt reagiere ich mittlerweile auf Kurznachrichten von Freunden, denen "kurz" noch zu lang ist. Da werden für eine SMS lieber drei Nachrichten geschickt, von denen jede höchstens drei Worte und ein Smiley beinhaltet. Mein Smartphone kommt unterdessen aus dem bimmeln gar nicht mehr heraus. Kein Wunder also, dass - wie die FAZhier berichtet - Oberstufenschüler nach einer zweistündigen Theatervorstellung insgesamt 200 verpasste SMS auf ihren Displays hatten.

Und die Eltern, die sind bestürzt ... Dabei sieht es in den meisten WhatsApp-Verläufen der Erziehungsberechtigten nicht anders aus.

Problem erkannt, Problem gebannt! NICHT!

Mein Problem hab ich zwar erkannt, allerdings noch nicht "gebannt". Eine probate App gibt es leider nicht dafür, oder ich habe sie noch nicht gefunden. Ich nutze zwar gerne Doodle, um Termine mit mehreren Leuten festzumachen, aber eine Alternative zur Absprache von Details ist das auch nicht. Zwei Optionen scheinen am sinnvollsten: Entweder tatsächlich wieder auf mündliche Absprachen, sprich Telefonieren zurückgreifen. Oder eine Art Netiquette für Gruppenchats einführen, bei der man darum bittet, dass: Keine unnötigen Bilder und Videos herumgeschickt werden (Speicherplatz ist rar auf meinem Smartphone); nicht aus einer SMS zehn gemacht werden; und themenbezogen, wie auch zielorientiert getextet wird. Nur ob meine Freunde das so toll finden, das ist die Frage ...

Klaus Rüdiger am 27.06.14 22:11

Chrissy am 30.06.14 17:42

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