Katharina Finke hat nach der Trennung von ihrem Freund ihr Leben komplett aufgeräumt und sich buchstäblich von allem Besitz getrennt, auch von einem festen Wohnsitz. Seither jettet die Journalistin um die Welt und berichtet über Menschen, die es wirklich schwer haben. Am Mittwoch liest sie im Tanzstudio Merhaba Plauen-Steinsdorf im Rahmen der Krimi-Literaturtage aus ihrem Buch "Loslassen - Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte". Gerd Möckel hatte die Frau aus Nirgendwo am Telefon.
Freie Presse: Hallo Frau Finke, Sie lesen in einem Tanzstudio. Was eint Tanz und Ihre Art des stringenten Loslassens?
Katharina Finke : Mut. Beim Tanz wie überhaupt ist das dann vielleicht mit der Einsicht verbunden, nichts Materielles zu brauchen, sondern nur sich selbst und etwas funktionalen Besitz. Das ist mit allem so und überall auf der Welt.
Haben Sie eigentlich manchmal Entzugserscheinungen, wenn Sie an ein geregeltes Leben mit seinen Sicherheiten denken?
Nein, überhaupt nicht. Natürlich gibt es anstrengende Phasen. Ich reise ja nicht nur zum Spaß. Ich bin als Journalistin unterwegs und widme mich wirklich harten Themen. (Sie schrieb auch ein Buch über eine junge Inderin, die verkauft, versklavt und zwangsverheiratet wurde.) Das ganze erlebe ich als einen Prozess, der bald um eine Facette reicher wird. Im Herbst werde ich Mama.
Ohne festen Wohnsitz ist so ein junges Glück kaum vorstellbar.
Doch. Mein Kind wird mit mir reisen. Natürlich wird es später regelmäßig schulische Bildung erfahren. Es wird anders aufwachsen als andere Kinder, überhäuft mit materiellen Dingen wird es nicht.
Sie haben Ihre Habe verschenkt, da bleibt nur die Erinnerung.
Richtig. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ich in einem Schuhkarton aufbewahre. Ansonsten brauche ich vielleicht zwei Koffer, mehr nicht.
Wie fühlt sich das an?
Es ermutigt mich, es macht mich offener für alles. Man muss das aber wollen. Ich habe nichts mehr, was mich von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens ablenkt. Auch nicht die Angst etwas verlieren zu können. Natürlich ist es nicht schön, ein kleines persönliches Geschenk zu verlieren. Das ist mit jetzt passiert. Es ist schade, wenn es passiert, mehr nicht.
Die Welt entdecken und verzichten. Die Lesung mit Katharina Finke findet am Mittwoch, 19 Uhr im Tanzstudio Merhaba in Plauen-Steinsdorf statt. Einige Restkarten gibt es noch bei Melanie Tilch: Telefon 0163 7070126.