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Aparthotel WunderLocke von Holloway Li in München - Projekte

von Judith Jenner, 05.12.2022

Wenn Hotels dafür entworfen werden, ein Zuhause fern der Heimat zu bieten, geht das meistens schief. Im Fall des Münchner Aparthotels WunderLocke aber lässt sich sagen: So eine durchdachte Einrichtung würden sich viele für die eigenen vier Wände wünschen. Das geht schon in der Lobby los. Statt den aufgeräumten Minimalismus vieler Hotelketten zu zitieren, setzten Alex Holloway und Na Li des Londoner Studios Holloway Li auf stilvolle Reizüberflutung.

Die Lobby wird von einem geschwungenen Holzempfangstresen bestimmt. Die Lounge geht auf der einen Seite in den Co-Working-Bereich und auf der anderen in die Bar über. Holzregale mit Blumentöpfen unterteilen die einstigen Hallen des Siemenswerks in Sitzecken. Dabei orientierten sich die Gestalter*innen an den vorhandenen Betonstützen. Dicke Teppiche zonieren die Gemeinschaftsräume zusätzlich. Fast erinnert der große Raum an ein Gewächshaus, an das sich eine Terrasse mit Außenpool anschließt.

Vorbild: Kandinsky Inspiriert wurden die Architekt*innen von der Theorie und Ästhetik des Künstlers Wassili Kandinsky, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in München lebte. „In Kandinskys Werk geht es darum, wie wir durch Abstraktion eine engere Beziehung zur Natur entwickeln können, als durch die damals beliebten figurativen Ansätze", sagt Alex Holloway, der Creative Director von Holloway Li. „Er glaubte, dass ein Künstler das natürliche Wesen von Objekten und Materialien enthüllen kann, indem er sich mit dem ‚inneren Klang' der Dinge verbindet. Die daraus resultierende Bildsprache erforschte die Spannung zwischen Struktur und amorphen Farbmassen."

Der „innere Klang" Die Designer*innen nutzten die Kandinsky-Theorie, um den „inneren Klang" des bestehenden Siemens-Gebäudes freizulegen. Überflüssige Ornamente ließen sie entfernen, um das rohe Betongerüst des bestehenden Gebäudes zu enthüllen. Dabei bewiesen Alex Holloway und Na Li einen Blick für erhaltenswerte Details. Die Terrazzotreppe aus den Sechzigerjahren ließen sie liebevoll restaurieren und mit neuen Edelstahlbefestigungen und Handläufen modernisieren. In den Apartments kommen neben Einbauten aus Holz vor allem Grüntöne zum Einsatz. Für die Gestaltung der beiden Penthouse-Suiten im siebten Stock arbeiteten sie mit lokalen Künstler*innen zusammen. Die Räumlichkeiten bieten einen weiten Blick auf die Alpen sowie einen eigenen Jacuzzi auf der Terrasse.

Nachhaltige Gestaltung Wichtig war den beiden Architekt*innen außerdem ein nachhaltiger Ansatz. Damit sich die Einrichtung des Hotels schnell anpassen lässt, überformt ihre Gestaltung den Bestand nicht. Auf feste Einbauten verzichteten Alex Holloway und Na Li. Sie arbeiteten überwiegend mit lokalen Partner*innen zusammen und ließen unter anderem die höhenverstellbaren Stühle aus der Thread-Kollektion vom Berliner Studio Coordination speziell für die Gemeinschaftsräume im Hotel WunderLocke anpassen. Den Anspruch auf Nachhaltigkeit teilt auch das Restaurant Mural Farmhouse, das mit den Produkten lokaler Erzeuger arbeitet und Kräuter und Salate im eigenen Dachgarten anbaut.

Mit dem Hotel WunderLocke richteten Alex Holloway und Na Li nach dem Aparthotel Locke in London bereits ihr zweites Hotel für die Kette ein. Das variable Interiorkonzept geht auf den Ort ein, ohne ihn zu überdecken. Farben und Materialien stellen einen engen Bezug zur Natur her.

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