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Reisen: Ganz besondere Hoteltipps für Indien, Kroatien und London - WELT

Hotels in aller Welt Geheimtipps für die etwas andere Übernachtung

Vier Hotels, die mehr bieten als ein Bett, um darin zu schlafen. Ob faszinierende Irrwege, Restaurant-Offenbarungen oder Pool-Paradiese, ein Besuch in diesen Unterkünften in Indien, Kroatien und London lohnt sich.


Tradition, Handwerkskunst und Luxus: das Alila Fort Hotel in Indien

Wie ein Leuchtturm erhebt sich das Alila Fort Hotel aus der Dunkelheit. Darunter liegen das flache Rajasthan und die kleinen Hütten des Dorfs Bishangarh, in denen vereinzelt noch Licht brennt. Nur wendige Autos meistern den Anstieg hinauf zum Haupteingang des Hotels. Immerhin.

Vor zehn Jahren, zu Beginn der Verwandlung des 230 Jahre alten Schutzbaus in ein Hotel, ließ sich der Weg nur mit Eseln und Elefanten bewältigen. Das in Jaipur, der nächsten großen Stadt, ansässige Ehepaar Ritu Khandelwal und Sandeep Khandelwal, sie Innenarchitektin, er Architekt, stellte sich der Herausforderung, aus der Festung, ein gemütliches Hotel zu machen, das seinen ursprünglichen Charakter aber behalten sollte.

Es hat geklappt. Aus dem unregelmäßigen Grundriss entstanden 59 Suiten, von denen keine der anderen gleicht. In Indien ist Platz ein Luxus. Gäste dürfen sich demnach besonders verwöhnt fühlen, wenn sie auf den Tanzsaalflächen ihrer Zimmer wandeln. Beige, Creme- und Grautöne sind die dominierenden Farben. Dunkle Holzmöbel stehen auf handgewebten Teppichen. Das kreischend bunte Indien hat modernem Understatement und handwerklicher Tradition Platz gemacht. Alles kommt aus der Region - eine Auflage bei der Innengestaltung. Wer Glück hat, erwischt ein Zimmer mit Daybed unter den Fenstern, deren Ausblick erst am Horizont endet.

Im Haus lässt sich - häufig zufällig - immer wieder Neues entdecken. Was früher das Verstecken vor Eindringlingen erleichterte, führt heute zu Irrwegen und endet aber stets versöhnlich vor einem Intarsienfenster, einem Tikri-Mosaik aus Spiegelglas oder auf einem versteckten Balkon mit Sonnenliegen.

Morgens lohnt die Suche nach der begrünten Außenterrasse, um bei Sonnenaufgang an der Yoga-Session teilzunehmen. Die direkte Route zum köstlichen Frühstück danach ist ein Muss. Tipp: Das tunesische Frühstück mit in der Pfanne servierter Shakshouka, Chorizo und Eiern. Ein Spaziergang hinunter ins Dorf (mit dem Hotel-Guide) führt zu einer Idylle ohne Bettler und Menschenmassen.

Bishangarh hat sich trotz der direkten Nachbarschaft des Fünf-Sterne-Hotels seine Ursprünglichkeit behalten. Töpfermeister, Silberschmied, Weberin, alle präsentieren stolz ihre Arbeiten, ohne sie aufzudrängen. Mittags kann man sich in einer der Hütten (der Guide kennt Weg) in den Schneidersitz fallen lassen und hygienisch bedenkenlos frisch gebackenes Brot mit Daal und einem Glas Buttermilch kosten. Viele der Dorfbewohner haben beim Bau des Hotels mitgeholfen und nehmen es daher wohlwollend an. Besonders, wenn am Abend die traditionelle Musik einer Tänzergruppe, die die Gäste beim Essen unterhält, herunterschallt. Mit der Nacht dann kommt ein weiteres seltenen Luxusgut Indiens: friedliche Stille.
Von Jennifer Hinz 


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