Hamburg - Strom aus Wind, Sonne und Wasser boomt in China wie in keinem anderen Land der Welt. Deutschland, bisher der unbestrittene Spitzenreiter, wird seine führende Position in Kürze einbüßen. Zwar deckten die deutschen Ökostrom-Kraftwerke im ersten Halbjahr 2014 etwa 31 Prozent der Stromerzeugung, gut sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Doch China liefert sich - mit knapp 30 Prozent im vergangenen Jahr - ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Deutschland.
Da die Ausbaudynamik im Reich der Mitte deutlich größer als hierzulande ist, wird sich China 2014 voraussichtlich die Spitzenposition sichern. Diesen Trend analysierten nun zwei australische Energieexperten in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" und sehen in Zukunft eher China als Deutschland als Vorbild für eine globale Energiewende.
"Andere Länder sollten China folgen und die Märkte für Wasser-, Wind- und Solarkraftwerke stärken, um die Kosten der Erneuerbaren zu reduzieren", sagen John A. Mathews von der Macquarie University in Sydney und Hao Tan von der University of Newcastle in Callaghan.
Die nackten Zahlen unterstützen diese Sicht. So installierte China im vergangenen Jahr im Bereich der Erneuerbaren erstmals mehr Kraftwerksleistung als bei nuklear und fossil betriebenen Anlagen zusammen. Allein die Leistung aus Windrädern verfünffachte sich seit 2009 auf knapp 80 Gigawatt im vergangenen Jahr.